AW: Sony DSC-RX100 oder Canon Powershot S120
Na ja, beim Verwackeln spielt die Lichtstärke meiner Meinung nach schon eine immense Rolle. Vereinfacht gilt: 1) je größer die Sensorfläche, umso mehr Licht fängt der Chip immer noch ein und umso mehr Spielraum für kurze Belichtungszeiten habe ich. 2) je lichtstärker die Optik, umso mehr Spielraum für kurz Belichtungszeiten habe ich.
Ein verwackeltes Bild resultiert doch zumeist daraus, dass die Belichtungszeit irgendwo deutlich unter 1/100 s liegt und daher die natürlichen Bewegungen des Fotografierenden als Verlauf sichtbar werden. Wenn man die Belichtungszeit kurz genug wählen kann, werden bekanntermaßen ja sogar Wassertropfen zu stehenden Perlen.
Umgekehrt: wenn ich also nun eine lichtschwächere Optik und/oder einen kleinen Sensor habe macht eine Kamera meist zwei Sachen:
- sie geht eben so weit mit der Belichtungsdauer hoch, dass wieder genug Licht eingefangen wird
- sie dreht die Sensorempfindlichkeit elend weit hoch, um die Belichtungsdauer knapper zu halten - im Ergebnis kriege ich nun anstatt Bewegungsunschärfe buntes Sensorrauschen.
Sensorrauschen ist ohnehin ein Geschenk kleiner Sensoren.
Zu den Geräten:
Bei den Optiken nehmen sich beide Apparate nicht so viel - mit f1.8 (maximal) haben beide eigentlich eine recht lichtstarke Optik (für Kompaktkameras). Das gab' vor ein paar Jahren noch gar nicht.
Beim Sensor hat meines Erachtens Sony deutlich die Nase (wenn nicht gar eine Körperlänge) vorn. Auch die deutlich höhere Auflösung ist hier kein Nachteil. Der 1"-Sensor von Sony ist ca. 3 Mal größer als der 1:1,7"-Sensor von Canon - da haben die einzelnen Pixel der 20 MPixel also immer noch mehr Platz und Licht als die 12 MPixel bei der Canon.
Da hinter der Optik die Bildqualität dann eine Frage des Sensors ist, ist für mich technisch ganz eindeutig die Sony die bessere Kamera.
Ich habe die Sony RX100 selbst und war dieses Jahr 4 Wochen in Südafrika. Mit der Sony RX100 und einer Canon EOS 600D (DSLR) samt Koffer voll Objektiven etc. Je Kamera habe ich rund 3000 Fotos und mehrere hundert Videos gemacht. Die Ausbeute brauchbarer Schüsse war bei der Sony 5 Mal höher als bei der Canon trotz all der schönen manuellen Einstellmöglichkeiten und Spitzenobjektive (für die die Tiere meist weder Zeit noch Verständnis hatten).
In meinem kleinen Stock-Studio klappt das mit der fetten DSLR prima und ich kann alle Tricks und Effekt-Belichtungen toll in Szene setzen. Im Feld für spontane Situationen ist die Sony mir als durchaus geübtem manuellen Fotografen sowas von überlegen - das habe ich mir vorher nicht vorstellen können. Jedes Gesicht perfekt erkannt - immer die Augen als Fokuspunkt sauber gefunden, kein Pumpen kein Fokussieren sondern Klicken/ähnliche lange Motorbewegung zum Fokussieren wie Klickgeräusch und sitzt (dagegen fährt die fette Canon erstmal wie beim Einparken los, dann trudelt sie vorbei, merkt das und korrigiert - das sind mehrere Sekunden und trifft bis dahin sub-optimal, weil sich eine Person längst weiterbewegt hat - geht eigentlich nur manuell)!
Dank des ausreichend großen Sensors bekomme ich aus der Sony auch Bilder und Filme, die bei halbwegs alltäglichen Bedingungen auch am PC/bei Vergrößerung gut aussehen und dann nicht im Rauschen absaufen, keine Texturen und Details mehr haben etc.
Die Sony-Bilder und -filme nehmen mir auch die wirklich mäkeligen Stock-Agenturen ab (solange ich jetzt keine Copyright-Fehler etc. aufgenommen habe). Die Bilder aus einem reinem Schönwetter-Sensor würde ich bei den Agenturen schon von mir aus gar nicht vorzeigen. Auch der Stabilisator macht einen richtig guten Job.
Einfach gesagt: die Sony ist eine richtige Kamera, die richtige Bilder macht. Es ist zwar Alles in einem wirklich kompakten Gehäuse (Zigarettenschachtel), Sony hat aber eben nicht das typische Kompakt-Gedöns verbaut. Canon hat zwar eine lichtstarke Optik eingesetzt und bietet mit 60p endlich auch einen FullHD-Video-Modus für normale Bewegungen ohne Ruckelei. Mit dem kleinen Sensor wird aber das Ganze leider zum Spielzeug. Da sehe ich als Besitzer eines recht guten Handys so für Verkehrsunfälle und Andenken-Bilder wie "Micha vor dem Eiffelturm" kein Verbesserungspotential. Achtung: Meine Canon-Erfahrung bezieht sich auf meine DSLR mit Wechselobjektiven - ob die kleinen Kompakten beim Fokussieren schneller sind, weiß ich nicht.
Wenn die Benutzerin nun sowie nur solche Familienschüße macht, ist das Alles aber sowieso egal. Da findet sich auch für 69 Euro irgendwas mit 8 MPixeln oder gleich irgendwas mit Handy drumrum.
Die Sony ist teurer aber erfüllt (auch in Grenzen natürlich) schon mal höhere Bildansprüche. An den Ansprüchen hängt's im Übrigen - die sollten der Maßstab sein und die kenne ich aufgrund der knappen Beschreibung natürlich nicht gut.