Spezielle Bildlooks (z.B. bei Pressebildern)

[Luenesir]

Hallo in die Runde!
Schon seit längerer Zeit bewundere ich einen besonderen Look von Bildern, der besonders bei Pressefotos immer wieder zu sehen ist. Die Bilder wirken irgendwie entsättigt, sind es aber nicht wirklich weil doch noch deutlich (vielleicht etwas gedämpfte) Farben vorhanden sind. Sie haben zugleich oft einen leicht nostalgischen Look, sind aber dennoch nicht direkt darauf getrimmt. Sehr oft stammen Fotos dieser Art aus Krisengebieten und haben dadurch eine besonders starke Aussagekraft. Mich fasziniert dieser Look und ich freue mich deshalb schon auf die kommende Ausstellung des" World Press Foto 2018" weil in dieser Ausstellung immer unglaublich packende Fotos zu sehen sind. Aber genug geschwärmt.
Wer kann Tipps geben wie man einen Look in dieser Richtung umsetzt. Oder liegt es eher an der Aufnahmetechnik. Z.B. vielleicht an der Kamera-Kalibrierung? Ich habe mit Lightroom und Camera Raw schon so viel getüftelt, aber es wird nicht das gelbe vom Ei.

Hätte auch gerne Beispiele hierzu hochgeladen aber man weiß ja nie ob dann nicht schon Urheberrechte verletzt werden.

Bin sehr gespannt was ich von euch dazu lesen werde.
Rudi

 

[buerzel]

Normalerweise legt man gerade bei Pressefotos Wert auf Authentizität und lehnt jegliche Bearbeitung ab. Du kannst mich gerne eines Besseren belehren ...

Als Beispiel(e) würde ja auch ein oder mehrere Links reichen.

PS: Gilt natürlich nicht für die „Regenbogenfraktion” ...

 

[Cobblepot]

@Luenesir
"Aber genug geschwärmt.
Fotos dieser Art aus Krisengebieten"

Fotos von Opfern durch kriegerische Handlungen, mit evtl. abgerissenen Gliedmaßen, ist freundliches Frühlingswetter dramaturgisch abträglich. Die frühe Abendstunde mit etwas Rauch unterstreicht das Grauen lichttechnisch.
Hungernde Kinder im Gegenlicht aufgenommen können entzückend rüberkommen. Wie immer, es ist Fingerspitzengefühl gefragt.

Und: Polfilter nicht vergessen…

 

[LikeLowLight]

Hätte auch gerne Beispiele hierzu hochgeladen

Es würden ja Links reichen, denn eine verbale Beschreibung ohne Verweis auf ein bestimmtes Bild ist nicht ausreichend.

auf die kommende Ausstellung des" World Press Foto 2018"

Gerade da ist die Vielfalt sehr groß, also wird man nicht mit einer Bearbeitungseinstellung alleine auskommen. Da findet man sicher viele Bearbeitungen, auch selektive Entsättigungen und auch Tonemapping. Es ist ja bekannt, wie man die Stimmung eines Fotos durch das Drehen an diversen Knöpfen dem Ereignis anpassen kann. Also eher einen Link auf ein bestimmtes Foto und dann gezielte Fragen und damit konkrete Antworten.

Viele Pressefotografen, die aktuelle Ereignisse abbilden, arbeiten mit JPEGs, da diese unmittelbar an die Agentur oder direkt an diverse Medien gehen. Da wird dann vor Ort bestenfalls am Laptop ein Ausschnitt genommen und ab geht die Post. Allerdings wird dann oft noch Bildbearbeitung vorgenommen, meist um das Bild dem aktuellen Trend der Sehgewohnheit anzupassen.

 

[tdorsch]

Die Bilder sind "weniger entsättigt", sondern eher normal. Das hängt damit zusammen, dass seriöse Presseagenturen wie die DPA nur noch Bilder akzeptieren, die so "geschossen" sind (ohne Bildbeeinflussungen). Nicht mal ein Ausschnitt wird dem Fotografen zugebilligt. Und dann muss das Bild (wie schon geschrieben) in JPG aufgenommen sein.

Ein weiterer Punkt ist, dass im Pressebereich eher mit höheren ISO-Werten gearbeitet wird und dann die Farbigkeit und das Kontrastverhalten eher weicher wird. Das war schön früher beim analogen Film so.

 

[LikeLowLight]

Und dann muss das Bild (wie schon geschrieben) in JPG aufgenommen sein.

Wobei heutige Kameras JPEG-Fotos ganz kräftig bearbeiten, dazu kommen diverse Programme, die man in der Kamera wählen kann. Hätten die keine Wirkung, wären Leute nicht so scharf auf JPGs.
Was den Ausschnitt anbelangt ist es so, dass möglicherweise die genannte Agentur Fotos ohne Ausschnitt von den Fotografen verlangen kann, nur werden in den Agenturen Fotos sehr wohl bearbeitet, ehe sie den Abnehmern zur Verfügung gestellt werden. Das betrifft sowohl die Bildqualität als auch den Ausschnitt. Was soll denn ein mit 600m + 1,4x Konverter aufgenommenes Sportfoto sein, wenn am Rand eine Person, unscharf und am Geschehen nicht beteiligt, abgebildet wird. Außerdem sind, wenn man am Spielfeldrand fotografiert, die Spieler oft 60m oder 90m entfernt, und selbst bei den langen Brennweiten kann dann ein Geschehen bei weitem nicht formatfüllend abgebildet werden. Mit ein Grund, warum manche Sportfotografen dem APS-H-Sensor von Canon nachtrauern.
Wenn ich mir die Nominierungen ansehe https://www.worldpressphoto.org/GenericPage/Detail/35760, dann sehe ich gerade mal eines, das tatsächlich so auf der Speicherkarte gespeichert sein könnte. Alle anderen habe mindestens starke Bearbeitungen. Ob es auch Ausschnitte sind, kann man naturgemäß nicht erkennen, das gezeigte Seitenverhältnis ist jedenfalls 3:2. Kann aber auch Zufall sein.

 

[buerzel]

Ich werf mal diesen Artikel in die Runde:

https://mmm.verdi.de/beruf/geteilte-verantwortung-627

 

[tdorsch]

Wobei heutige Kameras JPEG-Fotos ganz kräftig bearbeiten, dazu kommen diverse Programme, die man in der Kamera wählen kann. Hätten die keine Wirkung, wären Leute nicht so scharf auf JPGs.

Deswegen schrieb ich, Zitat "(ohne Bildbeeinflussungen)." Es werden keine "Picturestyles" oder "Motivprogramme" von der DPA zugelassen.

nur werden in den Agenturen Fotos sehr wohl bearbeitet, ehe sie den Abnehmern zur Verfügung gestellt werden. Das betrifft sowohl die Bildqualität als auch den Ausschnitt.

Ich schrieb auch nur über die DPA. Dass danach ein Redakteur andere Ausschnitte und/oder Veränderungen ausübt, habe ich ja nicht behauptet. Nachdem der Thread auf der Fotografen-Ebene startet, macht es meiner Meinung nach keinen Sinn über nachgelagerte Prozesse zu sprechen. Der TE will ja etwas zu den eingereichten Fotos der Pressefotografen wissen, nicht über die spätere Verwendung.

 

[LikeLowLight]

Der TE will ja etwas zu den eingereichten Fotos der Pressefotografen wissen

Hast Du die im Link in #6 nominierten Fotos angeschaut? Das war doch die in #1 gestellte Frage. Ich meine, dass mindestens 5 der 6 Fotos ganz stark bearbeitet wurden.
Nur ist selbst ein stark bearbeitetes Foto per se weder manipulierend oder eine Verfälschung der Wirklichkeit, was immer "Wirklichkeit" ist. Ein Foto ist immer nur ein Augenblick, es gibt wohl kaum einen Menschen, den man, im "richtigen" Augenblick fotografiert, vorteilhaft oder auch unvorteilhaft abbilden abbilden kann. Dazu kommt die Ausleuchtung, wie sehr kann man durch ein Blitzlicht oder auch den Moment eines Stroboskoplichts die Abbildung verändern.
Und dann noch die unvermeidliche Wahl des Bildausschnitts schon beim Foto. Oder auch die Position des Fotografen.
Und man sollte nicht vergessen, dass die Software der Kamera das aufgenommene Foto schon manipuliert, also je nach Modell auch ohne irgendwelche Motivprogramme jede Kamera leicht unterschiedliche Ergebnisse liefert.
Mich freut das Bemühen einer Agentur, möglichst neutrale Fotos bekommen zu wollen, nur müssten alle Vorgaben zur Beurteilung der Sinnhaftigkeit bekannt sein.

 

[tdorsch]

Hast Du die im Link in #6 nominierten Fotos angeschaut? Das war doch die in #1 gestellte Frage. Ich meine, dass mindestens 5 der 6 Fotos ganz stark bearbeitet wurden.

Nachdem Du den Link eingefügt hast, habe ich ihn ehrlicherweise gar nicht angeschaut ;-)
Allerdings würde ich maximal 3 Bilder als "bearbeitet" klassifizieren, die untere Reihe. Die anderen sind mit etwas Gefühl für Licht und seine Kamera so erstellbar.

Ich habe mir die Wettbewerbsbedingungen aktuell hervorgeholt, diese erlauben in engen Rahmen eine digitale Bearbeitung. Das war nicht immer so. Die Ausstellungen von WPP, die ich indes Vergangenheit sah, waren nur ohne Manipulationen zugelassen.

Ein Foto ist immer nur ein Augenblick, es gibt wohl kaum einen Menschen, ...

Tja, das ist wohl war. Das versuche ich meinen Lehrgangsteilnehmern auch immer wieder beizubringen.

 

[Bruhsman]

Wow, da kochen ja Emotionen hoch. Ich vermute mal das Rudi einfach nur interessiert wie er bestimmte Bildlooks erzeugt. Ist ja hier immer mal ein Thema. Ich nehme dafür "Image Lut 2". Hatte schon mit der Version 1 gute Erfahrungen gemacht, mit der Version 2 sind feinere Abstimmungen möglich. Da kannst Du ein Bild mit Look Deiner Wahl in ein Fenster der Software ziehen und im anderen Fenster Dein zu bearbeitendes Bild, der Bildlook wird übertragen. Feinjustierungen sind natürlich nötig und gut mit diversen Schiebereglern für Farben, Kontraste usw. zu bewerkstelligen. Einfach mal testen!