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Texturieren komplizierter als Modellieren?

gopper0815

Nicht mehr ganz neu hier

Hallo,

ich stell das mal hier ins Allgemeine Forum, da es keine spezielle Frage an sich ist. Kommt mir das nur so vor, oder ist das erstellen von Texturen für Modelle schwerer und komplizierter als das erstellen der Modelle selbst? Ich meine, bisher hab ich mich überwiegend mit dem erstellen der Modelle beschäftigt und die Texturen kamen wenn dann meist im Rahmen eines Tutorials zum Einsatz. Aber das waren dann einfache Texturen. Jetzt hab ich mich mal mit den Texturen gespielt (irgenwann will man ja auch mal übers modellieren hinaus gehen :) ) aber das ist ja uferlos. Da was brauchbares rauszubekommen ist gar nicht so einfach. Wie seht ihr das, ist das reine Übungssache oder ist das wirklich ne Wissenschaft für sich?
 

KBB

Mod 3D | Blaubaer

Teammitglied
Die Materie ist immer so schwer wie man sie nicht kann, oder so ^^ Wenn Du schon etwas modellieren kannst, aber noch kein aufwändiges Projekt mit anspruchsvollen Materialien selbst versehen hast (nehmen wir mal ein mittelalterliches Zimmer, das auch so aussieht ;) Viele unterschiedliche matte, gebrauchte, zerschrammte und zerkratze Oberflächen), dann kommt Dir das Texturing sicher sehr viel schwieriger vor als das Modellieren.

Generell gilt aber für jede Materie, jedes (künstlerische) Medium das man erlernt: es wehrt sich. Und zwar unterschiedlich stark. Für den einen ist das einfacher, für den nächsten dieses. Medien mit "geringem Widerstand" erlernen sich sehr leicht, die mit erhöhtem erlernen sich schwer bis garnicht. Daher der Spruch eines Kollegen und Freundes: "3D kann nich jeder". Was er damit sagen will: obwohl 3D Grafik sehr technisch orientiert ist, gibt es genügend Menschen, die man vor 100e von Tutorials setzen kann, die sie auch alle brav durcharbeiten - aber sie kommen trotzdem an das eine oder andere nie so richtig ran.
Das nur zur Ermunterun. Oder zur Überlegung, ob 3D das richtige Medium ist. Ist nicht auf Dich persönlich bezogen, die Frage sollte sich jeder von Zeit zu Zeit stellen, IMHO.
 

holsten_fold

Fettnäpfchen-Treter

Beides kann schwer sein, aber ich finde richtiges Texturieren auch sehr schwer.
Bestes Beispiel: Ein Rechteck zu modeln ist ja einfach, aber sorg mal dafür, dass es wie eine Holzplatte aussieht, und jetzt übertrag das mal auf ein kompliziertes Modell, das Texturieren wird da nicht einfacher. Also: Ich bin bei Dir, weil letztlich die Textur das Ergebnis bestimmt.
 

SehrWitzig

Aktives Mitglied

Lustig, aber die Frage stelle ich mir momentan auch.
Nur denke ich, man sollte mal zusammenrechnen wie viel Zeit man zum Üben (Modellieren) aufgebracht hat, im Verhältnis zum texturieren.
Ich glaube das man als Anfänger (ich) dazu neigt etwas zu modellieren um dann zum Schluss mal eben eine Textur draufzuklatschen.
War dann halt ein Trugschluss und dauert dann doch etwas länger. :)
Einfach durchbeißen.
 

gopper0815

Nicht mehr ganz neu hier

Ich bin gerade dabei meine Lok zu texturieren. Wenn ich dafür ebenso lange brauche wie für das modellieren, dann denke ich hab ichs bis zum Wochenende :)
Ich bin ja auch totaler Neuling im 3d und wenn ich alles zusammenrechne was ich fürs modellieren des Objekts (mit allen Fehlern und Fehlläufen) an Zeit investiert habe, kommt da schon was zusammen. Es ist bei mir dann so, dass ich nicht eher zufrieden bin bis das auch realistisch aussieht. Und das wird wohl dauern. Aber der Lernprozess ist auch gewaltig. Nur dadurch lerne ich wirklich.
 

KBB

Mod 3D | Blaubaer

Teammitglied
Also: Ich bin bei Dir, weil letztlich die Textur das Ergebnis bestimmt.
Ja und nein. Natürlich ist beides wichtig, und da man idR. mit dem Modelling anfängt und nicht mit Materialien, hat man halt das Gefühl, dass das etwas leichter ist als die Materialien, wenn man dann zum realistischen Texturing kommt. Und die richtigen Rendereinstellungen und die Beleuchtung haben es auch in sich, und alles sollte aufeinander abgestimmt sein.. da sind die Modelle einfach am leichtesten zu erfassen und man sieht selbst sofort, wo eine Form nicht stimmt und weiß (hoffentlich) was man ändern muss. Das ist für viele deutlich schwerer beim Material, das man bis dahin vllt. kaum kennt.

Gegenbeispiel zur Tischplatte: Auto. Modelliere das korrekt (sonst gibts Beulen und hagelt es Kommentare, lange bevor der erste Lack drauf ist ;)) und mach nur schwache Materialien. Das Auto kommt so immer noch stärker rüber weil die Form stimmt, als wenn Du einen Klumpen mit schönem Lack zeigst.
Noch eines, passend zur Platte: das Holz musst Du garnicht zeigen, wenn Du eine Decke drauf legst. Modelliere die mal, und ich meine: modellieren. Nicht mit Dynamics oder Cloth fallen lassen. Die Bildhauer aus der Antike konnten schon zeigen, dass die Form dabei wichtiger ist als das Material. Selbst aus Stein sehen manche Faltenwürfe sehr weich und stofflich aus (dazu mag beitragen, dass bspw. Marmor selbst ein SSS Material ist wie die meisten Stoffe. Aber es gibt ja durchaus Skulpturen, die aus einem anderen Material sind ;)).

Letztlich spielt das alles Hand in Hand, ums Lernen kommt man eh nicht drumherum. Aber dem einen fällt halt dies leichter, er kann sich besser da reindenken und -fühlen, dem anderen jenes. Und dann sind da noch die unterschiedlichen Materialsysteme je nach Renderer, das noch ein Punkt der sich auf jeden anders auswirkt.
 

yakuzowner

Feature Film Compositor

Im Profibereich unterteilt sich das "Texturing" auch noch denn es ist sehr komplex, das was in der Realitaet automatisch passiert, also Licht faellt auf ein Objekt und dann sieht es nach Holz, glass oder zerkratztem Metall aus geht im 3D nicht so einfach. Man muss also um ein Objekt realistisch aussehen zu lassen mehrere Disziplinen der Realitaet verstehen und imitieren koennen. Ein Modell kann wie du schon richtig erkannt hast sehr einfach sein sowie deine Holzplatte, dennoch wird bis du ein absolut photorealistisches Rendering/Bild erstellt hast, nochmal 5x Soviel Zeit in das Texturieren fliessen. Selbst einfachere Materialien wie Plastik oder Gummi sind nicht so einfach wie es scheint denn einfach die Preset Textur drauf ziehen und rendern wird dein Bild zu 100% den typischen im Volksmund verbreiteten "Cinema4D Look" haben. Es wird sehr sauber und zu perfekt aussehen.

Texturing oder vielmehr Lighting/Shading eines Objekts ist sehr komplex, ich will nicht sagen schwer als Modellieren, denn wenn man das extrem von einem Menschlichen Koerper oder einer Kreatur nimmt dann kann Modelling auch sehr aufwendig werden aber in jedem Fall kostet das Texturing oder vielmehr Shading eines Objektes oder einer Kreatur mehr Zeit als das Modelling soviel ist sicher.

Zur Veranschaulichung hier ein Beispiel:

Ein Insekt zb einen Grasshuepfer zu erstellen der komplett realistisch aussieht und spaeter in einer Aufloesung von mindestens HD als Foto oder im TV zu sehen ist, koennte wie folgt aussehen in einer professionellen (Film od.Werbe)-Pipeline in der die dementsprechenden Artists durchschnittlich viel Erfahrung haben also keine Juniors oder Seniors sondern Midlevel Artists mit rund 4 Jahren Erfahrung sind:

Modelling inkl. UV Layout:
3-5 Tage

Rigging(Skelletierung):
ca. 3 Tage

Animation:
je nach Komplexitaet rund 2-7 Tage

Texturing bzw Lighting/Shading:
Look Development (Ausprobieren von Texturen und Shadern und dem Finalen Aussehen):
laeuft parallel zum 3D Shading:
4+ Tage

Shading/Texturing:
3-5 Tage

Lighting (Beleuchtung):
2-3 Tage

Compositing(Finalisierung):
1-2 Tage


So wuerde sich in etwa die Aufgabenverteilung gliedern um so schnell wie Moeglich an das Beste/Realistischste Ziel zu gelangen, es waeren also fuers Modelling 1 Person zustaendig die auch das UV Layout mit uebernimmt und dann kommt fuers Shading, Lighting und Compositing nochmal 3 Verschiedene Personen, daran siehst du dass alles nach dem Modelling nochmal sehr komplex ist. Animation und Rigging wuerden natuerlich auch noch passieren wenn man es bewegen oder in position bringen moechte die Realistisch ist. Der Posten der Beleuchtung also des Lightings ist insofern sehr fordernd, da man ueber das Wissen verfuegen muss, wie Licht in der Realitaet passiert, also was fuer Arten von Licht es gibt, wie es sich zusammensetzt, wie es in einem Raum oder auf einem Objekt hin und her "bounced" und wie eine Oberflaeche wie Chitin, Fell etc auf dieses Licht reagieren.

Beim Lernen von 3D wird meist empfohlen im Modelling anzufangen und das macht auch Sinn, jedoch hat es mich irgendwann gelangweilt weil ich einfach nicht am Rendering und Texturieren vorbei kam um ein schoenes Bild hin zu bekommen, egal wie toll das Modell ist, wenn es nicht vernuenftig Texturiert. beleuchtet und gerendert ist, wird es immer nach 3D und billig aussehen, deshalb hab ich mich dann postwendend mit dem Thema beschaeftigt - naja und rund 4 Jahre spaeter mache ich nun Finalisierung also Compositing weil ich festgestellt habe mein Talent und den meisten Spass habe ich im Fertigstellen von Bildern, also dem kompletten Foto realistisch machen von 3D und das obwohl ich mit Modelling angefangen hatte und auch mal ein halbes Jahr lang FX Simulation ausprobiert hatte etc. Probiere dich aus, gib dir selbst ca 1-2 Jahre Zeit dann wirst du merken was dir am besten liegt, spass macht und vllt sogar womit du Geld verdienen moechtest :)
 
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