Das weiße Blatt Papier, das beschrieben werden möchte … Im übertragenen Sinne treibt dies wohl so ziemlich jeden Kreativen immer wieder aufs Neue an, mag es sich beim eigenen Tun nun um Fotografie, Videografie, Bildbearbeitung, Malerei, Musik oder andere Disziplinen handeln …
In den folgenden beiden (englischsprachigen) Beiträgen wird sich mit dem Thema der Kreativität auseinandergesetzt. Im ersten Video bleibt das weiße Blatt zunächst weiß, da der Künstler von Zweifeln befallen wird. Im zweiten werden all jene gefeiert, die das Weiß mit ihren Ideen beständig zu befüllen wissen.
Warum man kein Künstler sein sollte …
Simon Cade von DSLRGuide ist Filmemacher. Neulich, so setzt er im folgenden Video an, sei er jedoch etwas verwirrt, etwas verstört gewesen. Zu viel Zeit habe er verschwendet, zu viele Stunden damit zugebracht, sich zu wünschen, dass er sich dazu überwinden könne, in seinem Schaffen wieder produktiver zu sein.
Das Ergebnis, das aus diesem Nachdenken resultiert, präsentiert er in einem Clip, der sich über zweieinhalb Minuten auf das geschriebene und gesprochene Wort sowie eine symbolbehaftete Szene konzentriert. In dieser wird es erst dunkler, dann folgt ein Abschnitt in Dunkelheit, dann kehrt die Helligkeit zurück.
Hinein ins Dunkle geht es mit den Zweifeln: Viele Gründe gebe es, kein Künstler zu sein – kein Geld, keine Zeit, kein Talent, keine Arbeitsmoral, keine Kreativität – „Ich bin unzureichend“, glaubt Cade bzw. sein sprechendes Pendant. „Die Leute werden nicht sehen, was ich gemacht habe. Was ist, wenn sie es sehen und es nicht mögen? Und was ist, wenn sie es sehen, sie es mögen, aber es dann sofort wieder vergessen?“ Eigene Ideen erscheinen ihm mal zu langweilig, mal zu kitschig, dann wieder zu komplex, zu ähnlich zu einer anderen Sache, zu oberflächlich, zu offensichtlich oder zu anspruchsvoll. Und überhaupt: „Was ist, wenn ich das Beste, das ich jemals kreieren werde, schon gemacht habe?“ Viel einfacher sei es da doch, all jenes zu konsumieren, was andere herstellen, denn man selbst werde eh nie so gut wie „die Großen“. Lässt man die eigenen Ideen im Kopf, sind sie auch sicher vor den eigenen Fehlern. Ehrlich gesagt, wisse er manchmal auch gar nicht, was es eigentlich ist, das er kreieren möchte. – Wie gesagt, es gibt viele Gründe, nicht künstlerisch zu agieren.
Im Dunkeln fragt er sich dann, ob er sich von diesen Zweifeln aufhalten, zumindest aber blockieren lässt. Er erinnert sich an Momente, in denen er sich hätte entschuldigen müssen, an die Frau, die ihn so faszinierte, die er hätte ansprechen müssen, an Personen, denen er hätte „Auf Wiedersehen“ sagen müssen, an den Tag, an dem er hätte aufstehen müssen und an dem er doch nur stillschweigend sitzen blieb. Bei all diesen Gelegenheiten hörte er die Zweifel und stimmte ihnen zu: „Du kannst das nicht.“
Dann wird es wieder heller und der Sprecher wünscht sich, eines Tages die Unsicherheiten ablegen zu können, die Zweifel bezüglich der Kunst einfach beiseite zu räumen, mit dem erforderlichen Rückgrat. Noch mehr erhoffe er sich aber, unbeschwert wie ein Kind zu sein, das mit Begeisterung auf ein leeres Blatt Papier malt. Denn: Kinder interessieren sich nicht für all die Gründe, weshalb sie es nicht machen sollten – sie „schmeißen“ einfach Farben auf die Seite, nur um zu sehen, was die Farben dort machen … „Warum nicht?!“
„Why You Shouldn´t Be an Artist“ – ein Film von Simon Cade:
Euer Jens
Bildquelle Vorschau und Titel: Pixabay