AW: Waterproof? - Kurzfilm
*puuh*
Ich finde, Du hast sehr viel verschenkt, mit der Idee und noch mehr mit der Umsetzung. Das alles auszuführen, ist mir jetzt allerdings zu viel.
Man sieht auf der technischen Seite z.B., dass Du sehr viel mit MB und Tiefenunschärfe gearbeitet hast, aber die Szenen wirken oft sehr leer und unausgegoren, von der Charakteranimation ganz zu schweigen. Dabei sind einige schöne Elemente und Modelle dabei, die zu dem Rest einen starken Kontrast bilden. Deine anderen Arbeiten zeigen, dass Du oft nahezu akribisch an Modell, Material und Licht arbeitest, was hier jedoch kaum sichtbar zum tragen kommt bzw. untergeht. Dem Film fehlt dadurch schon optisch eine starke Dichte.
Dazu kommt ein Stilmix - oder er entsteht vielmehr auch dadurch - der dem Film nicht gut tut. Eine Reduzierung, vielleicht sogar ein Comic-Look, wäre hier imo angemessener gewesen, auf jeden Fall aber ein einzelner Stil. Im Comic Look ist aber nur die Figur, während ein Großteil der Szenerie photorealistisch rüber kommen will und ein weiterer Teil wieder sehr grob, wie für Games modelliert worden ist.
Dann hast Du vor allem mit der - relativ realitätsnah versuchten - Charakteranimation ein sichtlich neues Feld betreten, was an das, was Du sonst noch kannst, bei weitem noch nicht heran reicht. Und das sieht man leider auch.
Die Idee selbst hat sicher Potential und über den grundsätzlichen Inhalt der Story kann man streiten. Ähnlich wie Almeda sehe ich aber, das bei der filmischen Umsetzung durchaus eine Straffung nötig ist, um eine Spannung zu erzeugen und zu halten. Wobei die dabei frei werdende Zeit sogar anderen Lernprozessen zu Gute gekommen wäre.
Es ist grundsätzlich eine bemerkenswerte Leistung, in 6 Wochen einen Film in der Länge inkl. Charakteranimation erstellen zu wollen und das auch zu schaffen, und Du hast sicher eine Menge dabei gelernt.
Ich sehe hier aber auch ähnliche Probleme wie schon bei der Kaffeepause: sichtliches Verrennen in einzelne Aspekte und dabei das Gesamte aus den Augen zu verlieren. Wecker mit XPressoschaltung? Wie wichtig ist das für die Filmumsetzung? Delle in den Busreifen die unten bleiben? Tolles Waschbecken gebaut und dann mit Tiefenunschärfe wieder total unwichtig gemacht? Firmengebäude von dem nur 1/3 zu sehen ist?
Das kann man noch eine Weile so fort führen. Das sind alles gute Fähigkeiten, die Du da eingebracht hast, bringen den eigentlichen Film aber nicht weiter.
Ab davon lese ich gerade das Thema in Deinem Blog. Da steht u.a.:
Themenvorgabe für das Abschlussprojekt war ein Clip, der als virale Werbung für ein Produkt dienen soll, das von einem Protagonisten präsentiert werden muss.
Wenn ich den Film unter dem Aspekt betrachte, muss ich sagen: Thema völlig verfehlt. Aber das kann man hier getrost beiseite lassen und ist ein Thema für Deine Jury. Für mich ist jedoch wichtig, dass das eine Abschlussarbeit, also quasi Deine "Gesellenarbeit" ist, und da wäre weniger mehr gewesen, und das dann so gut wie man es von Dir kennt. In einer Bewerbung würde ich den jedenfalls nicht einreichen, sondern an einigen Szenen nochmal mächtig arbeiten. Und schau Dir nochmal grundsätzliche Animationstechniken für Walkcycles, Beine und Füße an, auch wenn es für einen Comic-haften Charakter ist.