Werbepsychologie: Verkaufen dunkle Websites schlechter?

[designeule]

Hi alle zusammen,

ich bin neu hier und wollte mal direkt meine erste Fragen stellen. Und zwar:
Verkaufen dunkle Websites generell schlechter als helle?

Wenn ja, gibt es dafür belegbare Studien?

Bin auf eure Antworten gespannt!

Viele Grüße,
designeule

 

[SaschaDark]

Ich meine, das du die Gestaltung sinnigerweise an den Produkten orientierst, die du verkaufen willst. Zwar können auch Gegensätze sinnvoll sein, aber einen Gothic-Shop im Hello Kitty Design? Ich weiß nicht...

 

[MyBad]

Als ich damals noch Cover für DVD Filme gestaltet habe, wurde mir empfohlen Horrorfilm-Cover hell zu gestalten. Es gab wohl Studien die ergaben, dass Filme mit hellem Cover (auch oder gerade bei Horrorfilmen) sich deutlich besser verkaufen.

Könnte mir vorstellen, dass das bei Webshops nicht anders ist. Klar hängt die Gestaltung vom Produkt und der Zielgruppe ab. Aber ich persönlich shoppe auch lieber auf hellen Websites. Das ist gerade bei längerer Verweildauer deutlich angenehmer.

 

[Picturehunter]

Im Prinzip geht es u.a. um den Mechanismus der Assoziation, aufgrund dessen sehr viele unserer Entscheidungen basieren. Man sieht etwas und bewertet es im Bruchteil einer Sekunde. Dabei muß sich keine Kausalitätskette beweisen. Auch die Sache mit dem Horror Filmgenre läßt sich dadurch relativ einfach erklären: der Mensch fühlt sich i.d.R. mehr vom hellen Tageslicht angezogen und bevorzugt dieses. Dennoch reizt gerade deshalb das eher düstere Geschehen eines Horrorfilms, das man sich aus quasi "sicherer Entfernung" von aussen betrachten kann, um sich seinen ganz persönlichen Ängsten hinzugeben. Der Anreiz ist aber dennoch das helle Design, weil es eben beim Werben nicht darum geht, das Angstpotential möglichst deutlich zu präsentieren sondern ein Design zu nutzen, das uns als "angenehm" vertraut ist, also etwas eher helles und Sicherheit suggerierendes. Das Produkt selbst kann gerne genau das Gegenteil davon sein. Das ist jetzt aber nur ein Beispiel für den Effekt von "hellem" Design, es gibt natürlich viele weitere Zusammenhänge ...

Man kann sich da z.B. mit dem Thema "Wirtschaftspsychologie" auseinandersetzen, dort werden diese ganzen Zusammenhänge erklärt ...


LG
Frank

 

[Rata]

Die meisten Studien werden unter Verschluß bleiben. Beim Verkauf kommt es auch immer auf die Produktart an, die verkauft werden soll; edle Weine kann ich mir auf dunklem Design besser verkäuflich vorstellen, überhaupt vieles, was mit „Abenden" zu tun hat, Fernsehgeräte zum Beispiel...

Hier ein paar Bookmarks zum Thema. Mit dort gefundenen Begriffen kannst Du ja mal weitersuchen:


Light text on dark background vs. readability

REBOOT: LIGHT VS. DARK

The Dos and Don’ts of Dark Web Design

How do colors affect purchases?


Halt uns über weitere Fundstellen bitte auf dem Laufenden.
Noch ein Tip für Recherchen: ich würde auch den Namen Lüscher in die Suche mit einbeziehen. Mit seiner „Farbenlehre“ war er einer der Väter der Verkaufspsychologie.



Lieber Gruß
Rata

 

[dagdavincy]

Erst mal herzlich willkommen in der Runde.

Weil ich zurückliegend eingehend mit Farbpsycholgie beschäftigt hatte - bereits J. W. Goethe hatte da schon dran rumgedoktort. Max Lüscher, den @Rata erwähnte und Johannes Itten hatten sich mit Farbordnung, Farblehre u. Farbphysik und teils auch Psychologie beschäftigt. Das wären mal ein paar Stichpunkte die Dir beim Recherchieren helfen könnten.
Die aktuellste, mir bekannte umfangreiche Studie zur Farbpsychologie hat Eva Heller ca. 1990 veröffentlicht.
Aus meiner Sicht hat sie nachvollziehbar belegt, daß Farben jeweils mehrere Bedeutungen haben und je nach Kontext versch. Assoziationen erzeugen können.
Auf Schwarz bezogen wird Deine erste Vermutung zunächst bestätigt:
die Trauerfarbe, negative Gefühle, Farbe des Schmutzes und des Unglücks. Wir wissen was Schwarzgeld ist und mögen keine Schwarzmalerei auch wenn wir schon mal schwarzfahren.

Andererseits ist Schwarz auch eine Farbe der Macht bzw. Autorität(Richter, Pfarrer). Noch um die Jahrhundertwende trugen Bräute schwarze Kleider und nur der Schleier war weiß. Christian Dior meinte Schwarz ist "Eleganz ohne Risiko" Auch als Lieblingsfarbe der Designer die übrigens Farbe erst richtig zur Wirkung verhelfen kann. Auf Fotoseiten schafft Schwarz einem Bildinhalt den wichtigen Abstand zum Umfeld.
Und wer schwarze Zahlen schreibt ist besser dran als mit roten Zahlen. Etwas "schwarz auf weiß" zu haben ist verbindlicher als bloss dahergeredet.

mit besten Grüßen

 

[_hon3y]

Hallo erstmal

ich würde sagen, es kommt darauf an, welches Produkt oder welches Image verkauft werden soll. Dunkel ist nicht immer direkt schlimm. Dunkel kann auch sehr edel wirken. Auf dunklem Hintergrund kommen Farben mehr zum leuchten. Es kommt einfach darauf an WIE du gestaltet. Selbstredend wirkt ein helles Design eher freundlich, aber auch hier kann es vorkommen das nicht gerade die gewünschte Wirkung erzielt wird.

 

[Garwor]

Kann man sehen wie man will. Die Beiträge verdeutlichen dies ja. Farbpsychologie, Zielgruppen und eben Erkenn- und Lesbarkeit. Der beste Kontrast ist schwarz auf weiß. Also kleine dunkelfarbige Schrift auf schwarzer Farbe wird genause ein Disaster sein wie kleine helle Schrift auf weißem Hintergrund.
Zudem kommt beim Verkaufen noch die Benutzungsgewöhnung am PC dazu, Blickrichtungsverläufe, wiviel Klicks und was wird alles abgefragt usw. Was nützt da die beste Farbgebung, wenn man 50 Mal klicken muß und seinen halben Lebenslauf zum Besten geben soll?
Für optimale Farbzusammenstellungen gibt es Seiten im Internet. Bei Farben geht es auch um Harmonie der Zusammenstellung.

 

[dagdavincy]

...............
Verkaufen dunkle Websites generell schlechter als helle?
Wenn ja, gibt es dafür belegbare Studien?..............

Ja, es gibt belegte und anerkannte Studien zur Farbpsychologie auch im Zusammenhang mit Verkaufsförderung.

Zur ersten Frage erinnere ich mich an den Vortrag eines "Farbforschers" und unter Anderem Designer der Dr. Best Zahnbürste (die Harley unter den Zahnbürsten) Er eröffnete, indem er uns jeweils ca. 12 dieser Bürsten zur zeigte - eine pastellfarbene Serie und eine mit gebrochenen dunklen Farbtönen. Aus beiden Farbreihen werden jährlich 3-4 Farben durch neue "aktuellere" Farben ersetzt. Seine Frage lautete: Welches dieser Farbsortimente im Verkauf deutlich teurer angeboten und vom Verbraucher akzeptiert wird?
Antwort: Es sind die dunklen Farbtöne!
Begründung:
Dunkle Farben werden als wertiger, zuverlässiger und stabiler angenommen.
Helle Töne assoziieren eher Leichtigkeit, verwaschen, flüchtig und eher billig.
Um nur einige der Adjektive zu nennen.

Auf die Frage "Welche Farbgebung besser verkauft" würde ich sagen - Wer meint alleine Farbe würde all den Bockmist, der beim Präsentieren von Produkten auch auf Websites vergurkt wird, ausgleichen können ...................

mit buntem Klick

 

[dagdavincy]

Wer das Thema vertiefen mag, dem sind folgende Links sicher dienlich:



http://www.beta45.de/farbcodes/theorie/heller.html

http://www.beta45.de/farbcodes/theorie/itten.html

http://www.beta45.de/farbcodes/theorie/goethe.html

http://www.beta45.de/farbcodes/theorie/albers.html