eine Aussage widerspricht nicht nur dem, was ich gelernt hab, sondern auch meiner Erfahrung und meinem räumlich-perspektivischem Verständnis.
Ich weiß nicht bei wem Du das Ergebnis von Fotos vom selben Standpunkt aus mit verschiedenen Brennweiten gelernt hast, jedenfalls hat das nichts mit dem räumlich-perspektivischem Verständnis zu tun. Die beiden Fotos zeigen alles, was ich beschrieben habe. In Deinem Überlegungen hast Du das Verhalten von Optiken nicht einbezogen. So wie längere Brennweiten eine Tiefenstauchung verursachen, also eine Verdichtung der Entfernungsabständen in der zweidimensionalen Projektion verursachen, "spreizen" Objektive mit abnehmender Brennweite die Abbildung. Die sechs Ziegel unter dem Fenster zeigen, dass gleich große Objekte in Fluchtrichtung bei kleinen Brennweiten sehr rasch mit zunehmendem Abstand viel kleiner werden. Schon der sechste Ziegel ist deutlich kürzer abgebildet als der sechste, beim zweiten Fenster geht das Spielchen weiter. So einen Effekt wird man mit einer langen Brennweite, also jenseits der 100 mm beim Kleinbildformat nie schaffen. Und heutige Kameras haben je nach Sensorgröße viel kleinere Brennweiten als alte analoge Kameras mit Filmen ab 6x6. Beschrieben wird das mit dem Cropfaktor, die Marketingleute und "Fachjournalisten" sprechen von Brennweitenverlängerung oder gar Brennweitenäquivalent. Tatsache ist, dass man, um von einem bestimmten Standpunkt aus den selben Bildausschnitt der Wirklichkeit abzubilden je nach Film/Sensorgröße verschiedene Brennweiten braucht.
Die Brennweitenverzerrung hat nichts mit Verständnis von Räumen und Perspektiven zu tun, sondern sind optisch/technisch begründet und ein Faktum. Ich habe noch nie von einem Algorithmus gehört, der diese objektivbediingten Verzerrungen herausrechnen kann, denn es reicht dafür nicht die Brennweite, sondern man müsste alle 3D-Koordinaten jedes Punkts haben. Also umgekehrt, eine 3D-Landschaft kann man natürlich mit verschiedenen Objektiven rechnen, ein 2D-Foto nicht wirklich. Man kann Näherungen hinkriegen, man kann manuell alle Werkzeuge des Transformierens nutzen, doch ich möchte nicht mal diese Gasse auf diese Art bearbeiten. Einfacher und sinnvoller wäre es, eine gebrauchte Analogkamera zu besorgen und ein vergleichbares Foto vom möglichst gleichen Platz aus zu machen.
Es gab da mal einen Thread, wo einige Plätze einer deutschen Stadt in einer Kombination von ziemlich alten Fotos mit aktuellen Fotos dargestellt wurden. Das waren sicherlich mühevolle Arbeiten, doch vor allem waren es Stadtansichten, eher panoramaähnlich. Für die neuen Fotos wurden sicher keine kleinen Brennweiten verwendet, die Objekte waren weit entfernt, man konnte in Ruhe den passenden Platz für die möglichst gleiche optische Achse finden und die beiden Fotos wurden nach meiner Erinnerung etwa halb halb nebeneinander gelegt, so dass vor allem die horizontalen Linien glaubhaft anpassen müssen.
Wie gesagt, immer noch viel und sorgfältige Arbeit und exzellent geplant und ausgeführt, doch bei weitem nicht so schwierig wie eine schmale, lange Gasse mit vor allem Tiefenwirkung. Weit entfernte Objekte möglichst in einer Tiefenebene sind für solche Aufgaben einfacher zu bearbeiten.