Frank, lass mich das bitte noch mal in aller Ruhe erklären. Vorab noch zwei Prämissen es gibt Grundsätze, die gelten - und wo es Grundsätze gibt, gibt es meist auch Ausnahmen.
Grundsätzlich gehe ich von einem sichtbaren Helligkeitsumfang von 20 EV aus.
Wenn man "normale" Aufahmen macht, dann zeigt uns der interne Belichtungsmesser - mal mehr, mal weniger - einen optimalen Belichtungswert an, der so ca. in der Mitte liegt.
Also bei 10.
Wenn nun eine Kamera mit einer Aufnahme allein schon einen Umfang von 10 EV aufnimmt, dann hat mal mit 3 Belichtungen -5; 0 ; +5 eine Überlappung von jeweils 50 %.
Lass es in der Praxis auf einer Seite vlt mal nur 30 % sein. Aber das ist imho noch ganz schön viel.
Von daher meine ich - im Normalfall - brinen weiter Aufnahmen keinen zusätzlichen Vorteil.
Der Spezialfall ist, wenn man extrem helle Bereiche hat. Z.B. die direkte Sonne oder einen Lichtbogen eines Plasma-Schweisgerätes.
Da sind wir aber an einem Helligkeitswert, den unsere handelsüblichen Kameras so allein nicht sauber verarbeiten können. Selbst mit Blende 22 und 4000er Verschlußzeit bekommst du immer nur einen überstrahlten Spotbereich hin. Und wir sind uns sicherlich einig, dass man üblicherweise weder mit Blende 22 - und erst recht nicht mit extrem starken Graufiltern arbeiteten.
Also den Makel der nicht 100% perfekten "Extremlicht"-Aufnahme nehmen wir im Kauf.
D.h, wir haben eine "normalen" Bereich - und dann, mit ganz großem Abstand ein Extremum. Und an diesem Extremum sind wir an unsere technischen Grenze. Dort ist mit der kürzesten Verschlusszeit, die wir haben Feierabend.
Da bleibt auch das Klippen im Histogramm.
Glaub mir, ich hab schon genügend solche Situationen gehabt. Es reicht dann eine zu den 3 "normalen" eine 4. maximale Verschlußzeit.
Natürlich funktioniert es auch, wenn du vom maximalen Clipping aus anfängst und dann in Schritten die Belichtungszeit heruntergehst. Nur - wie oben im Normalfall gezeigt - hat man da schon eine sehr komfortable Überschneidung.
Zu deinem Argument, Sensor versus menschliches Sehen: Sicher, dazwischen liegen Welten. Und genau deswegen macht man ja HDR.
Das von dir mit eingemischte Tonemapping ist etwas anderes als HDR. Vor der technischen Unsetzung ähnlich, aber dennoch etwas anderes.
Ich selbst verwende meist Tonemapping, weil es mir persönlich besser gefällt. Aber HDR im eigentlichen Sinne ist es nicht.
Wenn man die technischen Schächen des Kamerasensor berücksichtigen will, so wäre es durchaus eine Überlegung, den dunkelsten Bereich nicht mit in das Aufnahmespektum mit voll einzubeziehen, da unterbelichtete Aufnahmen ein höhere Rauschen aufweisen. Deshalb belichtet man bei normalen Bedingungen lieber etwas länger, als zu kurz. Sofern dadurch keine ausgreissenen Spots in den hellen Bereichen entstehen. Aber das muss man individuell ausprobieren und bei der Entwicklung dann sehen, was der Sensor in Sachen Überbelichtung gut verkraften kann.
Ich habe oft erlebt, dass Fotografen aus Unsicherheit und Angst vor Helligkeitsausreißern grundsätzlich leicht unterbelichten. Das geht sicher oft gut - wenn aber der "Schuß" zu dunkel wird, dann ist das Rauschen schon nervig.
Ich hoffe, dass ich dir meine technische Sichtweise einigermaßen verständlich rübergebracht habe.
Lieber Gruß,
Bertram
Ein kleiner Wink, an die, die gern Trollen, Polemisieren oder die technische Seite nicht verstehen (wollen oder können): Wenn man mit der Bahn von a nach b fahren will, dann genügt ein Fahrschein pro Person. Es schadet freilich nichts, wenn man drei oder fünf für diese eine Fahrt kauft. Nur dadurch kommt ihr nicht schneller ans Ziel.
Öhmm .... Wie bitte ?? Wenn das Auge 20 Blendenstufen hat und eine Kamera 10, wie können denn 2 (!) ausreichen um das Auge zu überlisten ?! (Sorry - ich bin blond und habe noch dazu kaum Ahnung vom Fotoknipsen..)
LG,
Steve
Hallo Steve - dir fehlen dazu noch die vorherigen Posts. So allein klingts natürlich unsinnig. Es geht um zwei Aufnahmen - eine deckt den unteren - die andere den oberen Helligkeitsbereich ab. (10+10 ergibt mit etwas Glück und gutem Willen so ca. 20. Bitte 10+10=20 nur als reine theoretische Annahme betrachten. Es kann durchaus sein, dass dein Analog-Rechenschrank bei starken Netzspannungsschwankungen mal 19 oder 21 oder gar nichts anzeigt. )
Da reale DSLRs inzwichen über einen Umfang von 12 EV verfügen ist für genügend Überlappung gesorgt.