Wenn ich
@were richtig verstehe, dann geht es ihm auch um die Unterscheidung psychischer und physikalischer 'Wahrnehmung'. Sehen ist immer beides, es läßt sich zwar alles medizinisch/biologisch/psychisch/physikalisch/biochemisch/etc. aufdröseln, aber sehen ist ein so komplexer Vorgang, die Eingangsfrage läßt sich daher nur schwer beantworten.
Mit der Technik alleine sind es schon zig Möglichkeiten, wie etwas dargestellt werden mag, Farbmanagement, Kalibrierung/Profilierung/Bildschirmqualitäten, die Umgebungslichtsituation am Monitor, Farben im Raum usw. usf., aber auch die eigene Stimmungslage haben Einfluß auf unser 'sehen', genauso wie unsere psychische Verfassung, die wiederum von vielen Faktoren beeinflußt sein kann.
Das Thema Wahrnehmung wiederum füllt ganze Bibliotheken, ein ungemein spannendes Thema, das m.M.n. als Pflichtfach für jeden Fotografen gehören sollte, vor allem die Themen Wahrnehmungspsychologie und Verhaltensökonomie können sehr erhellend sein, wenn man sich im Eingangsthread genannte Fragen stellt.
Sehen
und (wieder)erkennen ist immer auch mit Erfahrung verbunden. Und je nach dem, ob und in welcher Weise (Ergebnis) diese Erfahrung stattgefunden haben mag, beeinflusst dies unsere Wahrnehmung eines beliebigen Bildes (und die Interpretation dieser Wahrnehmung) ganz ergeblich. Es macht also einen großen Unterschied, ob ich etwas Gezeigtes bereits kennengelernt habe (und mit welcher Erfahrung) oder ob es etwas für mich gänzlich Neues ist.
Es ist bekannt, dass in den unterschiedlichen Kulturen bezüglich Gestik, Mimik usw. sich z.T. völlig verschiedene Interpretationen ein und derselben Darstellung ergeben. Und würde man als Fotograf eine bestimmte Vorgabe zu erfüllen haben, so müßte dies berücksichtigt werden, wenn der Schuss nicht nach hinten losgehen soll. Sehen und erkennen hat also auch mit Erlerntem bzw. Beigebrachtem zu tun.
Und was versteht man allgemein unter einem 'geschulten Auge' im Bereich der Fotografie? Wie oft hört man als erfahrener Fotograf von anderen den Satz 'warum habe ich das nicht gesehen, wie machst du das nur?'.
Das Gleiche gilt nun natürlich auch für Bilder, die wir entwickeln und bearbeiten, die Prägung dieser Bilder wird zwangsläufig von jedem User entsprechend beeinflusst, je nach dem, was er/sie 'wahrnimmt'. Absolute Neutralität dürfte daher nur schwer bis gar nicht zu realisieren sein, jedenfalls nicht ohne weitere 'Kontroll- und Korrekturhilfen'.
Optische Täuschungen, nahezu jeder kennt sie und hat sich sicher darüber gewundert, wie das möglich sein kann, dass man sich so täuschen läßt. Und doch ist genau das ein wichtiger Hinweis darauf, wie wir 'sehen' und wie man mit dem, was man allgemein zu sehen glaubt/meint, zukünftig umgehen sollte, wenn man die Erfahrung einer optischen Täuschung erst einmal gemacht hat ...
Nur mal ein paar allgemeine Gedanken zu diesem Thema, das ich sehr interessant finde, da ich davon ausgehe, dass wir alle in gezeigten Bildern absolut nicht 'das Gleiche' sehen, auch wenn rein physikalisch betrachtet ein Bild einfach so ist wie es ist ...
Liebe Grüße
Frank