Dies wird meine letzte Ausgabe sein und zur Abwechslung mache ich euch Hoffnung. Also nicht, was die Zukunft angeht, denn diese Branche wird zweifelsohne untergehen, oder sich so stark verändern, dass nur noch wenige Menschen ein Teil davon sein werden. Es werden auch immer weniger Mediengestalter bezahlt werden, denn immer mehr haben einen guten Freund, oder eine Nichte, oder einen Nachbarn, der sich ein wenig in dem Bereich auskennt und somit einen Flyer oder einen Briefbogen für jemanden gestaltet, der nichts dafür bezahlt. Ja, wir alle werden überflüssig sein.
Nein ich mache euch Hoffnung, indem ich euch zeige, dass auch andere Fehler machen. Nicht wir.... wir sind perfekt... aber andere Druckereien, die weit weg von „perfekt“ sind, lassen gewisse Sachen bei uns machen. Vor kurzem hatten wir einen Auftrag einer anderen Druckerei entgegen genommen. Dieser sollte mit einer Heißfolienprägung veredelt werden. Das Motiv war der absolute Horror: Es ging um ein Symbol, was mit einer dünnen goldenen Haarlinie umrandet werden sollte. Es durfte also nichts wackeln, ansonsten sieht es so aus, wie in der Abbildung auf der rechten Seite:
⌙ Abbildung 1
Das heißt: schon beim Drucken musste das perfekt passen. Um dies zu gewährleisten, gibt es Anlagezeichen (siehe Abb.2). Diese werden so gedruckt, das das Papier genau in der Mitte von dem Zeichen zuende ist.
⌙ Abbildung 2: Anlagezeichen
Die eine Seite wird also auf das Papier gedruckt und die andere Seite ins Leere. Sollte der Bogen in der Maschine also ein wenig wackeln, erkennt man dies an dem Zeichen. Man erkennt, ob zuviel oder zu wenig von dem Zeichen auf den Druckbogen landet. Sollte man so etwas feststellen, kann man am Papierlauf in der Druckmaschine nachbessern. An dieser Seite, wo das Anlagezeichen ist, wird der Bogen auch bei jedem weiteren Verarbeitungsschritt ausgerichtet. Dann ist es nämlich nicht so schlimm, wenn das Papier leichte Größenunterschiede aufweist (und das tut es immer, weil die Papierlieferanten die Bogen total schlampig zuschneiden). Weil das Papier eben immer an der selben Seite ausgerichtet wird, ist es egal ob die anderen Seiten ein wenig länger oder kürzer sind. Man muss lediglich drauf achten, dass beim Drucken alles gut und stabil läuft. Diese Druckerei allerdings hielt nicht viel von Anlagezeichen, anstatt ein solches hinzusetzten, haben sie einfach in die Ecke, an der das Papier ausgerichtet worden ist, das Wörtchen „Anlage“ handschriftlich hingeschrieben. Unfassbar oder? Der Drucker, der dies gedruckt hat, hatte nicht mal die Chance zu kontrollieren, ob die Bögen alle gleich ausgerichtet werden. Dementsprechend ähnelte das Ergebnis eher dem rechten Bild auf Abb 1. Ich konnte ja nicht einmal nachvollziehen, ob ich den Stand, den ich einstellte, auf einen Bogen eingestellt habe, der nicht richtig ausgerichtet worden ist.
Ich stand also die ganze Zeit da und habe während die Auflage lief, immer ein wenig den Stand verstellt, um möglichst passgenau zu sein. Allerdings beträgt die Reaktionszeit so ca. 10 bis 15 Bogen und kurz darauf war der Stand vielleicht schon wieder anders...
Ihr seht also auch andere machen Blödsinn. Die Mediengestalter dieser Druckerei haben einen völlig verkorksten Druckbogen gesetzt. Und alle Personen, die danach an dem Auftrag arbeiteten, mussten darunter leiden.
Nun ja, die Moral von den Geschichten:
Konzentriert euch,... informiert euch,... und erwartet keine Gnade.
So ein Schusselfehler passiert schnell, aber in unserer Branche kann so etwas mehrere tausend Euro kosten. Also stellt sicher, dass ihr wisst, was ihr tut... Wenn ihr einen Flyer macht, überlegt euch, wie wird er gefalzt... bei einem Heft ist immer ein Bund zwischen der linken und der rechten Seite. Anschnitt ist fast schon Pflicht, nur in wenigen Ausnahmefällen ist er vollkommen unnötig, nämlich dann, wenn nichts angeschnitten wird, aber das ist selten geworden. Welches Papier ist das richtige? Wenn ich unbedingt überteuertes Naturpapier haben will, kann ich dann mit Schmierern leben? Will ich eine Sonderfarbe, die auch die Hausfarbe der Firma ist, für die ich arbeite? Wenn ja, dann sollte ich Online-Druckereien meiden, jedenfalls die Meisten.
Was ich euch sagen will, versucht nicht nur euren Teil der Arbeit zu sehen.. sondern auch das, was die Leute nach euch noch mit dem Auftrag vorhaben. Nur wenn ihr wisst, was damit passiert, könnt ihr wissen, ob es funktioniert.
Amen