Zeitschätzung/Aufwandschätzung 3D-Projekt

[pieitschem]

Hallo zusammen!

Ich bin wieder mal auf eure Hilfe angewiesen, liebes PSD-Forum!
Und zwar kann ich ein komplettes 3D-Dokumentations-/Erklärungsvideo für eine Baufirma erstellen. Dies ist mein erstes offizielles Projekt in dieser Art. Nun zu meinem Problem:
Ich habe am Montag eine Startsitzung mit dem Kunden und sollte ihm dann eine Zeitschätzung angeben. Nun bin ich mir nicht so sicher, nach welchen Kriterien ich diesen Aufwand schätzen sollte. Hat jemand von euch eventuell ein gutes Dokument/Richtlinie, gute Tips oder Erfahrungen die er mit mir Teilen würde? Wäre um Jede Hilfe dankbar.

Bis jetzt habe ich mir folgende Dinge überlegt:

Fragen an den Kunden
- Anzahl/Umfang der 3D-Modelle, aufwändig?
- Detailgenauigkeit (schematisch, Hochrealistisch)
- Sprecher Ja, Nein? Hintergrundmusik?
- Bereits Grundlagen vorhanden? Pläne? 3D-Modelle?
- Was muss gezeigt werden? Fokus auf was?
- Welches Publikum? Fachleute oder Allgemeinheit?
- Ideen des Kunden? Spezielle Wünsche?

Fragen an mich/Kriterien
- Komplexe Modelle benötigt?
- Extrem viele Modelle benötigt?
- Müssen Modelle heruntergeladen werden? Preis?
- Sprecher benötigt? Sprecherqualität?
- Grundlagen vorhanden? 3D Modelle? Welche Formate? Aufbereitung? Kompatibilitätsprobleme?
- Spezielle Techniken notwendig wie:
o Camera-Tracking
o Matte-Painting
o Post Effekte
o Spezielle Plugins
o Simulationen (Fluid, Smoke, Dynamics)
o Compositing mit Realem
o Spezielle Vertonung/Effekte

Ist es überhaupt möglich, so früh eines Projektes schon eine Schätzung abzugeben? Oder wie läuft das normalerweise ab?

Vielen Dank schon jetzt für Eure Hilfe!

Gruss Philippe

 

[Dobi78]

Wie willst was schätzen, wenn Du nicht mal genau weisst, was Du machen musst?
Geh erst mal hin, bespreche alles und dann kannst Du nach Hause gehen und dir Gedanken machen, welch ein Aufwand/Aufgabe auf Dich zukommt.

Alles andere wäre meiner Meinung nach ins blau geraten.

 

[pieitschem]

Ciao Dobi
Danke für deine Antwort. Ich hab mich wohl ein bisschen zu unklar ausgedrückt.
Eigentlich umfasst mein Thema zwei Fragen:

- erstens: Welche Angaben muss ich von meinem Kunden alle haben? Welche Dinge muss ich klären, was ist wichtig, was nicht? usw.
- zweitens: Nachdem klar ist was zu tun ist, nach welchen Kriterien kann ich meinen Aufwand ca. schätzen?

Hoffe jetzt ist es ein bisschen klarer. Sorry für die ungenaue ausdrückungsweise.

Einen schönen Abend!

 

[TheBugs]

erstens: Welche Angaben muss ich von meinem Kunden alle haben? Welche Dinge muss ich klären, was ist wichtig, was nicht? usw.

Erstmal solltest du mit dem Kunden die Rahmenbedingungen (so gut es geht) abklären:

- Wie lang soll das Video ca. werden?
- Was soll alles geleistet werden (Script, Modelling, Postproduktion, Videoschnitt, etc.)?
- Schauspieler/Sprecher/Musik gewünscht? Wenn ja, wer ist zuständig?
- Gibt es bereits Material, das genutzt werden kann/soll?
- Wer ist alles ins Projekt involviert? Mit wem wirst du evtl. zusammenarbeiten (müssen)?
- Wie hoch ist das Budget?
- Zielgruppe
- Wie/Wo soll das Endprodukt gezeigt werden?
- Deadline?

Wenn diese Punkte geklärt sind, kannst du ins Detail gehen und mit dem Kunden besprechen, wie das Ganze aussehen kann/soll:

- Gewünschter Style/Look?
- Detailgrad der 3D-Modelle
- Was soll alles gezeigt werden? Was soll vermittelt werden?
- etc.

Hier solltest du Punkte wie Budget und Deadline immer im Auge behalten. Wenn der Kunde 50 detailgetreue 3D Modelle in 2 Tagen für 500 Euro haben möchte, würde ich direkt die Flucht ergreifen

- zweitens: Nachdem klar ist was zu tun ist, nach welchen Kriterien kann ich meinen Aufwand ca. schätzen?

Wenn du weißt, was du zu tun hast, musst du halt gucken, wie viele Stunden du dafür brauchen wirst und das dann mit deinem Stundensatz multiplizieren...
Wie viel du nehmen sollst/kannst hängt dann u.a. von Erfahrung, Verhandlungsgeschick und Budget ab. Das wäre dann ein Thema für sich.
Natürlich sollst du dich nicht unter Wert verkaufen, aber ein bisschen auf den Kunden zuzugehen, schadet meist auch nicht.

Viel interessanter wäre aber wohl die Frage, wie man vorgeht, wenn nicht alles geklärt ist bzw. geklärt werden konnte. Oft haben Kunden auf die meisten dieser Fragen leider keine konkrete Antwort, oder ein paar Dinge klären sich erst im Laufe der Projekts.
Hier ist es wichtig, den Umgang mit solchen Unklarheiten direkt am Anfang festzulegen. Soll heißen, dass was konkret besprochen wurde, kannst du normal kalkulieren und leisten. Alles andere sollte dann separat besprochen/verhandelt werden. Nicht, dass der Kunde nachher noch gerne Extras hätte und meint die wären im Preis mit drin. Genauso solltest du genau klären, wie es mit Korrekturarbeiten aussieht.

 

[virra]

Wenn wir (auf der Arbeit) ne Darstellung (Standbild) von einem zu bauenden Mehrfamilienhaus haben wollen, nach Plänen des Architekten, Daten aus AuotoCAD, mit Lichtstimmung und Gegend drumrum, dazu paar andeutungsweise People und Autos auf der Straße, zahlen wir immer so 1000 bis 1200€. Die haben allerdings auch schon halb Bremerhaven im Rechner …

 

[annabellkiara]

Wenn du weißt, was du zu tun hast ...

Tja, ... das wird halt der Knackpunkt sein.

Welche Angaben muss ich von meinem Kunden alle haben?

 

[KBB]

Fragen, die Du Dir *vor* Montag ehrlich beantworten solltest:
Hast Du das schonmal gemacht - Architektur von Null auf modelliert, innen und außen mit Modellen angereichert, alles mit Material versehen, ausgeleuchtet, Komposition überdacht (= Licht, Kamera und Zierobjekte wie Bäume und Büsche positionieren etc.), ausgerendert?
Wie schnell kannst Du komplexe Bauten wie ein Mehrfamilienhaus nach Plänen (PDF) modellieren? Wie schnell die Umgebung wie weitere Häuser, Straße, Kleinteile die man nicht mal eben herunterladen kann dazu, damit das nackte Haus nicht so alleine in der Landschaft steht?

Eine Hochbaufirma? Allein im Januar gibt es über 30 Baumessen im deutschsprachigem Raum. Bei der Frage nach der Zeitabschätzung würde ich hier vom Naheliegendsten ausgehen, einer Präsentation der Firma bzw. ihrer Produkte auf so einer Messe. Kann natürlich auch was anderes sein. Ich frage mich allerdings, warum da viele von den oben gestellten Fragen nicht schon telefonisch oder per Email abgetastet wurden.
Wenn ich Deine Eingangstexte lese, erhalte ich auch den Eindruck, dass Du zwar das Wissen im Kopf hast, wie Du so ein Projekt angehst, aber anscheinend nahezu jede praktische Erfahrung dazu fehlt. Cameratracking, Fluids, bei einer Architekturvisualisierung? Rauch aus dem Kamin? Kann Blender das, oder kannst Du das?

OK, wie das abläuft: Du gehst da hin, sprichst alles mit dem Kunden ab, lässt Dich zu keiner Schätzung überreden, gehst wieder nach Hause, recherchierst weiter, denkst lange und gut nach und rechnest alles genau durch und gibst dann ein verbindliches, zeitlich begrenztes Angebot ab. Und dann drücken wir alle die Daumen, dass Du den Zuschlag erhälst und den Auftrag zur Kundenzufriedenheit umsetzen kannst ^^

 

[Nedsch]

OK, wie das abläuft: Du gehst da hin, sprichst alles mit dem Kunden ab, lässt Dich zu keiner Schätzung überreden, gehst wieder nach Hause, recherchierst weiter, denkst lange und gut nach und rechnest alles genau durch und gibst dann ein verbindliches, zeitlich begrenztes Angebot ab. Und dann drücken wir alle die Daumen, dass Du den Zuschlag erhälst und den Auftrag zur Kundenzufriedenheit umsetzen kannst ^^

Kann ich nur unterschreiben. Was ich mir auch fest vorgenommen habe für das neue Jahr. Oft genug den Fehler gemacht, zu früh ein Angebot abgegeben zu haben. Und später doppelt so lange dran saß, wie anfangs kalkuliert.

Gut, manchmal kann man es schwer vermeiden. Wenn der Kunde unbedingt einen Preis haben will, obwohl noch Fragen offen sind. Und da man den Auftrag haben will, hat man Angst, einen zu hohen Preis zu nennen. Dann muss man manchmal in den sauren Apfel beißen. Es durchziehen und abhaken.

Andere Faktoren spielen natürlich auch eine Rolle. Wie ausgelastet bin ich gerade? Wie interessant ist das Projekt als Referenz für mein Portfolio?
In Deinem Fall klingts ja schon nach nem coolen Projekt. Und nach ner guten Referenz.

Würde mir auch die Frage stellen: kann ich das alleine wuppen? Oder brauche ich Unterstützung?

 

[KBB]

Gut, manchmal kann man es schwer vermeiden. Wenn der Kunde unbedingt einen Preis haben will, obwohl noch Fragen offen sind.

Dann hat man die Möglichkeit, den Preis für die bekannte Arbeit zu nennen und für die unbekannte einen Stunden- oder Tagessatz anzusetzen und pi mal Daumen eine Zeitspanne anzugeben. Wenn der Kunde einen nicht "für billich" über den Tisch ziehen will, akzeptiert er das.

Gab neulich auch wieder mal so eine lustige Anfrage "Ich habe hier eine kleine Explosionsanimation, eine einstellige Anzahl Bauteile soll zu einem ganzen zusammenfliegen. Bauteile liegen als STEP Daten vor."
Keine Hinweise über die genaue Anzahl der Teile, Länge der Animation, den Zweck/Fokus oder die Komplexität der CAD Teile, die der Kunde eh selten abschätzen kann. Ja, die Animation kann sehr einfach und damit günstig sein, Ausleuchtung und Kamera ebenfalls (meist stellt sich der Kunde ja doch was ganz anderes vor, Korrekturschleifen sind also gang und gäbe und sollten unbedingt im Angebot eingeflochten werden, auf welche Weise auch immer). Aber gerade die CAD Überarbeitung ist idR. notwendig und kann einen Stunden bis Tage Überarbeitung oder Nachbau kosten. Du kriegst die Bauteile aber erst bei Auftragsvergabe zu sehen (Fahrzeughersteller sind da sehr empfindlich und gehen nichtmal zur Datenansicht auf NDAs ein). Da kann man auch nur mit dem Stundensatz kommen oder eben einen Preis nennen und in den besagten Apfel beißen. Deshalb arbeite ich auch nur noch fürn Apple und n i(Pad). Aber das ist ein anderes Thema.

 

[Nedsch]

Deshalb arbeite ich auch nur noch fürn Apple und n i(Pad).

Muss ich mir merken.

Die Anzeige hab ich übrigens auch gelesen. Hatte sogar überlegt, ne Mail zu schreiben. Der Hinweis des Kunden, er kenne sich ganz gut aus, das ganze wird nicht sehr aufwändig sein, hat mich dann aber doch zu sehr abgeschreckt.

 

[pieitschem]

Hallo zusammen

Danke für die vielen guten Antworten! Da habt ihr mir schon sehr geholfen.

Noch ein paar Infos mehr über die Arbeit. Ich absolvierte einen Bildungsgang "3D-Visualisierung & Animation" über 2 Jahre. Als Diplomarbeit konnte ich dann für das Ingenieurbüro, in dem ich arbeite, ein Projekt von einer speziellen Bauweise visualisieren.
Damals war es für mich einfach eine Diplomarbeit. Jetzt würde das Büro jedoch gerne ein weiteres Video machen über ein anderes Projekt. Und ich muss für Sie eine Schätzung machen, weil ich dann an sie Rechnung stellen muss.

Erstmal solltest du mit dem Kunden die Rahmenbedingungen (so gut es geht) abklären:

- Wie lang soll das Video ca. werden? ca 6-7min
- Was soll alles geleistet werden (Script, Modelling, Postproduktion, Videoschnitt, etc.)? Alles bei mir
- Schauspieler/Sprecher/Musik gewünscht? Wenn ja, wer ist zuständig? Alles bei mir
- Gibt es bereits Material, das genutzt werden kann/soll? div. CAD-Pläne
- Wer ist alles ins Projekt involviert? Mit wem wirst du evtl. zusammenarbeiten (müssen)? Arbeiten alleine, Besprechungen etc. zu dritt
- Wie hoch ist das Budget? so hoch wie es der Big Boss erlaubt
- Zielgruppe Ingenieure, Planer, Leute vom Fach
- Wie/Wo soll das Endprodukt gezeigt werden? Partner, Beilage zu Offerten etc.
- Deadline? muss geklärt werden

Da sich der Kunde ein "Video wie das letzte" wünscht, "einfach von einem anderen Projekt", kann ich mir den Rahmen für das Projekt schon gut vorstellen.

Wichtig wird für mich dann vorallem:

- Gewünschter Style/Look?
- Detailgrad der 3D-Modelle
- Was soll alles gezeigt werden? Was soll vermittelt werden?
- etc.

Viel interessanter wäre aber wohl die Frage, wie man vorgeht, wenn nicht alles geklärt ist bzw. geklärt werden konnte. Oft haben Kunden auf die meisten dieser Fragen leider keine konkrete Antwort, oder ein paar Dinge klären sich erst im Laufe der Projekts.
Hier ist es wichtig, den Umgang mit solchen Unklarheiten direkt am Anfang festzulegen. Soll heißen, dass was konkret besprochen wurde, kannst du normal kalkulieren und leisten. Alles andere sollte dann separat besprochen/verhandelt werden. Nicht, dass der Kunde nachher noch gerne Extras hätte und meint die wären im Preis mit drin. Genauso solltest du genau klären, wie es mit Korrekturarbeiten aussieht.

Das ist ein sehr guter Punkt, muss ich unbedingt beachten. Danke!

Fragen, die Du Dir *vor* Montag ehrlich beantworten solltest:
Hast Du das schonmal gemacht - Architektur von Null auf modelliert, innen und außen mit Modellen angereichert, alles mit Material versehen, ausgeleuchtet, Komposition überdacht (= Licht, Kamera und Zierobjekte wie Bäume und Büsche positionieren etc.), ausgerendert?

Das haben wir in der Schule gemacht ja. Für diese Arbeit aber nicht relevant, da es sich um eine schematische Arbeit handelt und um ein mehrheitlich Beton/Stahlbauprojekt am Gleis

Wenn ich Deine Eingangstexte lese, erhalte ich auch den Eindruck, dass Du zwar das Wissen im Kopf hast, wie Du so ein Projekt angehst, aber anscheinend nahezu jede praktische Erfahrung dazu fehlt. Cameratracking, Fluids, bei einer Architekturvisualisierung? Rauch aus dem Kamin? Kann Blender das, oder kannst Du das?

Das hast du gut bemerkt Ist sogesehen erst mein zweites Projekt von A bis Z. Erfahrung mit 3D-Programmen, Bildbearbeitung, Schnitt etc. habe ich genügend für diese Projekt, nur das "übergeordnete" Wissen über Projektabwicklung etc. fehlt mir leider noch ein bisschen..
Wegen den Simulationen wollte ich einfach alles aufschreiben, damit ich ein Blatt habe mit allen Dingen die kommen könnten. Dann könnte ich dieses Blatt bei allen Projekten am Anfang brauchen.

Simulationen kann man bei Ingenieurvisus einige einbauen wie z.B.
- Einfliessender Beton mit Fluids
- Wände die Rückgebaut werden mit Dynamics zerstören
usw.
Aber du hast recht bei Architekturvisualiserungen wäre das wohl zu extrem

Ich werde heute vorbereitet an diese Sitzung gehen, und mich dann morgen wieder melden.
Kann ich für dieses Projekt einen neuen Thread starten um WIP-Bilder etc. zu posten?

Einen schönen Tag euch allen!

 

[TheBugs]

Kann ich für dieses Projekt einen neuen Thread starten um WIP-Bilder etc. zu posten?

Prinzipiell schon, bei Auftragsarbeiten solltest du aber vorsichtig sein. Oft möchte der Kunde nicht, dass vor Projektende/-veröffentlichung irgendwas im Netz landet, also kannst du dir unnötigen Ärger ersparen, wenn du vorher klärst, ob/was du zeigen darfst und was nicht. Meist ist sowas auch in in einer Verschwiegenheitserklärung/ einem Geheimhaltungsvertrag geregelt.