AW: Audioaufnahmen in Slow Motion?
Muss ich mal grübeln. Meine eigenen Videos sind fast alle ohne Ton (ich verkaufe Video- und Ton-Schnipsel getrennt).
Aber vielleicht gehts auch verbal - für Deine Idee gibt's schon populäre Beispiele.
Typische Untermalung für "Speed-Szenen" in vielen Science-Filmen:
Weltall - man sieht ein paar Punkte - jetzt wirds speedy ... es werden also Streifen draus, die von der Mitte zum Rand ziehen (weil wir ja beim intergalaktischen Hyper Warp aus dem Fenster gucken ...). Sound: irgendwas Hochtöniges, was man zwar heute direkt als solches aus jeden Syntesizer bekommt. Aber vom Ursprung her dürftest Du diese typischen "Whooshs-sssstt"-Sounds durch ziemliches Beschleunigen von nahezu jedem MP3 bekommen. Habe - um das zu checken - gerade mal von U2 "Zoostation" und von Nelly Furtado "Powerless" in Audacity geladen und 3 mal die Geschwindigkeit von 33,3 Schallplattenumdrehungen auf 78 gedreht. Und siehe da - es woosht (wenn man jetzt noch die An- und Abschwellzeit einstellt, hat man sowas bereits).
Jetzt der umgedrehte Fall - Du schreibst SloMo.
Oft zu sehen, ist sowas wie: Der Held kriegt Drogen verpasst, hat zu viel getrunken, gekifft ... was auch immer. Zumindest ist jemand high und das soll visualisiert werden. Typischerweise läuft nun eine Szene in FishEye-Verzerrung oder sowas und deutlich langsamer als üblich. Sound: wird nun gerne bassig/jaulig/blubberig. Technisch: der Ton wird mehr oder minder passend zum Bild tatsächlich zunächst verlangsamt. Wie im ersten Post erwähnt, brauchst du dafür beim Sound aber nichts an der Aufnahmetechnik verbessern (wenn sie sowie heutigen Standards entspricht). Damit es besoffener und nicht nur tiefer klingt, verändert man die Tonhöhe nun nicht einfach nur konstant (markieren und Änderungsfaktor setzen). Desorientierung hat ja gerne auch mit Schwankungen zu tun. Also setzt man z.B. noch auf das vertiefte Stück ein WahWah oder einen Flanger drauf. Das sind so Effekt, bei denen ein Frequenzanteil die ganze Dauer über schwankt. Alles auch bereits in Audacity enthalten, in teureren Kauftools sowiese. Du kanst einfach einen beliebigen MP3/WAV laden und ausprobieren.
Nur via Verlangsamung habe ich das auch bei den recht eindrucksvollen BBC-Reportagen schon gesehen: eine typische Szene ist z.B. ein Flügelschlag, der sezierbar genau gezeigt werden soll. Da lassen die Kollegen einfach den synchronen Ton ebenso langsam wie das Bild laufen. Der Vogel oder das Insekt sollen nicht high oder betrunken gezeigt werden, sondern die Bewegung soll lediglich unterstrichen werden.
Tatsächlich klingt das verlangsamte Summen einer Biene z.B. dann eben wie ein leiser Bohrhammer. Akustischer Seiteneffekt manchmal: etwas was in Normaltempo kontinuierlich klingt, bekommt bei enormer Verlangsamung Rhythmus bzw. fängt an zu puckern. Macht aber nix. Kann ja zum Bild auch passen: Wo nur weiße Schleier waren, sind beim Insekten-Beispiel nun plötzlich auch Anfangs- und Endpunkte der Bewegungen sichtbar.
"Perfekt World" mit Kostner und Eastwood fängt mit genau so etwas an: Ein abhebender verlangsamter Hubschrauber von unten gezeigt. Die nun erkennbaren Rotorblätter sind begleitet von so einer Art Peitschen - sicherlich einfach der verlangsamte Originalsound.
Hier gibt's wieder leicht erkennbare Grenzen:
- machst Du Video zu langsam, wird es irgendwann eher eine Diashow oder sogar ein Standbild.
- machst Du den Ton zu langsam, wird es irgendwann vom Ton zu einer Impulsfolge.
In beiden Fällen geht halt das Kontinuierliche irgendwann verloren. Und in beiden Fällen gibt es Seiteneffekte. Fehlt zuviel Stoff zwischen den Bildern kriegst Du störende Artefakte wie Sprünge, Schlieren etc. Wird der Ton zu tief, fallen ehedem tiefe Töne ganz weg und höher Anteile können natürlich dumpf werden. Ebenso zu schnell: bei Video gibt's halt die typischen Zeitraffereffekte. Ton wird basslos und Micky-Maus-artig.
Aber wie wir wissen, sind diese "Fehler" - richtig dosiert - ja alles auch schöne Anreicherungen, die eine Sache toll auskleiden können.