Als Tatsuo Horiuchi in seinen Ruhestand hinüberglitt, entschied er, sich dem Zeichnen zu widmen. Jedoch hinderte ihm sein etwas knauseriger Charakter daran, Geld für Farben auszugeben. Auch der Umgang mit dem beim Malen nun einmal auftretenden Flüssigen erschien ihm wohl zu aufwendig. Die Lösung: digital sollte gemalt werden. Den dafür benötigten Computer besaß er bereits.
Doch auch hier schlug der Geiz des mittlerweile 77-Jährigen kräftig zu. Statt sich also ein Programm zuzulegen, welches sich für den angedachten Zeitvertreib besser eignet, griff Horiuchi auf das zurück, was er auf seiner Rechenmaschine vorfand: Microsoft Excel.
Weshalb er nicht wenigstens auf MS Paint setzte, begründet der folgende, den Excel-Zeichner porträtierende Clip von leider nicht. Der Japaner erzählt aber, er stellte nach und nach fest, dass ihm die Tabellenkalkulation alles bot, was er benötigte.
Und da sind sie ja auch, in Excel, die Werkzeuge, die man für eine digitale Malerei so gebrauchen könnte: Formen in Hülle und Fülle, von der Linie über das Rechteck bis zum Kreis, die Möglichkeit zur Einfärbung und gar zur Ausstattung mit einem Farbverlauf. Die viel gepriesene Usability stellt sich bei der Anwendung der Werkzeuge und beim vehementen Dranbleiben sicherlich auch irgendwann ein.
Tatsuo Horiuchi gab sich jedenfalls zehn Jahre Zeit – dann wollte er in der Lage sein, etwas zu malen, das annehmbar ist, das er anderen vorzeigen kann. Mit seiner Excel-Malerei begann er im Jahr 2000, die zehn Jahre sind also längst Vergangenheit. Ob seine Werke Anklang finden, liegt – wie stets – in der Entscheidung der Betrachtenden. Zu sehen sind einige der Exemplare im Film und viele weitere zur In-Ruhe-Ansicht auf seiner Webseite.
Euer Jens
Bildquelle Vorschau und Titel: Screenshot aus dem Video „The Michelangelo of Microsoft Excel“ von