Ich glaube, die Positionierungen, die hier zum Grund von Angriff und Verteidigung dienen, müssen doch eigentlich gar nicht sein. Es macht auch keinen Sinn, reine Produktion und künstlerische Ansprüche gegenüberzustellen. Beides schließt einander nicht aus und dennoch kann man das auch ganz getrennt voneinander betrachten. Und so kann es auch gut sein, dass ein künstlerisch begabter
und studierter Fachmann durch Vorgaben und sonstige Forderungen regelrecht limitiert wird in seinem Schaffen und andersherum kann auch ein rein kreativ und künstlerisch Begabter Autodidakt so manchen Profi locker flockig alt aussehen lassen. So what? Bei dieser Betrachtung geht es nicht um Statistik sondern einfach nur darum, dass man all diese Umstände so respektiert, wie sie nun mal sind. "Profi" ist eh so ein Begriff, der gerne für Knowhow steht. Das mag in den meisten Fällen wohl auch so sein, i.d.R. bedeutet es aber nichts anderes als dass hier jemand mit dem, was er macht, sein Geld verdient. Alleine daraus den Grad der Befähigung ableiten (oder umgekehrt absprechen) zu wollen, macht m.M.n. auch keinen Sinn, die Diskussion scheint mir daher überflüssig.
Was das Studium selbst angeht, hey, was genau ist das denn eigentlich anderes als zu lernen? Man macht da gerne so einen Hype daraus als wenn das irgendetwas Besonderes wäre. Ist das wirklich so? Und was ist autodidaktisches Lernen, ist das automatisch weniger wert als vorgekautes Lernen? Ich erinnere mich noch an meine Zeit, wo es gerne hieß: man studiert nicht primär um des knowhows Willen sondern eher, um unter Beweis zu stellen, dass man sich durch ein Studium durchbeißen kann, dass man Durchhaltevermögen zeigt und somit eine natürliche Selektion bewältigt. Gerne bekam man dann bei Bewerbungen auch zu hören: sehr schön, sie haben ein Diplom. Und nu vergessen sie man alles von dem Unsinn, dem man ihnen auf der Uni beigebracht hat und lernen sie bei uns, wie es richtig geht. Und bevor jetzt jemand auf die dumme Idee kommt, daraus ein verallgemeinerndes Argument interpretieren zu wollen: nein, es ist nur eins von vielen möglichen Beispielen, die man zu Rate ziehen könnte, nicht mehr und nicht weniger.
Fakt ist aber, dass unsere Arbeitsweise von vorne bis hinten durchstrukturiert ist, dann kommen noch Normen und Regeln, Vorgaben und viele weitere Aspekte hinzu, denn letztendlich ist Zeit=Geld und es muß abgeliefert werden. Oft genug bleibt da für "freie Kreativität" kaum noch Platz, denn viele Dinge entwickeln sich eben nur mit einer ganz eigenen Geschwindigkeit, die wir aber nicht mehr akzeptieren wollen/können. Und so bauen wir Druck auf, um schneller, effizienter und produktiver zu sein. Das kann aber nicht ohne Konsequenzen betrieben werden, da hilft auch kein "schön quatschen", keine "Rechtfertigungen" oder sonstige Erklärungsversuche. Und so könnte man in der Tat auch sagen, dass im Prinzip "jeder dressierte Affe" in der Lage sein sollte, viele der typischen durchorganisierten Arbeitsabläufe zu bewältigen, wofür es definitiv keines Studiums bedürfte. Dass ist auch keine böswillige Unterstellung sondern eine Feststellung, die von vielen Fachleuten geteilt wird, da braucht man sich wirklich nichts vorzumachen. Zu studieren ist schön und gut aber darauf braucht man sich weder etwas einzubilden noch ist es ein Beweis für irgendetwas, denn selbst das "sich Durchbeißen" ist kein qualitativer Beweis. Ebenso wenig muß man sich als Autodidakt schlecht fühlen, nur weil kein Diplom an der Wand hängt, ich kenne genug Autodidakten, die sich tagtäglich köstlich darüber amüsieren, wie einfältig und naiv in so manchen professionellen Bereichen gewerkelt wird, und ich kenne auch genug professionell arbeitende studierte Fachleute, die es nicht glauben können, wie naiv und einfältig Autodidakten durchs Leben stolpern können.
Und nun? Was lernen wir daraus? Für mich stellt das Studium eine von vielen Möglichkeiten dar, sich Wissen anzueignen, aber studieren heißt nichts anderes als "lernen", und darauf kommt es an, egal ob im Selbststudium als Autodidakt oder als Student im Hörsaal. Beides hat Vor- und Nachteile, das Ideal liegt vermutlich irgendwo dazwischen, vereint beide Varianten, ein strukturiertes Studium mit Diplomnachweis
und der Blick über den Tellerrand durch eigene Initiative und eigene Lerneinheiten zu Themen, die den eigenen Stärken und Talenten förderlich sind. Genau darum geht es doch, aus der Masse uniformierter Studenten herauszustechen und die eigenen Fähigkeiten zu optimieren. Ist natürlich wenig sinnvoll, sich dann einen Job zu suchen, wo man stattdessen dieses Profil bevorzugt: uniformierte Studenten, die brav das tun, was man ihnen beigebracht hat und die einzig im Sinne der Produktion funktionieren. Naja, das mit der Dressur halt ..., ist ja per se nichts Negatives(!!!), nur schade um die nicht genutzten Potentiale, die dabei oftmals verloren gehen ...
Das alles soll jetzt nur eine von vielen möglichen Perspektiven sein, aus der man das Ganze betrachten kann. Ich verallgemeinere nicht, ich behaupte weder, Recht zu haben noch im Unrecht zu sein, ich nehme mir aber sehr wohl die Freiheit, die Dinge kritisch zu betrachten, auch wenn sie für viele so selbstverständlich und klar zu sein scheinen. Tut das wirklich so weh, auch mal andere Gedanken als Teil des Ganzen zuzulassen und zu respektieren/akzeptieren? Falls ja, dann würde ich mir persönlich weniger Gedanken um die Argumente machen, die ich nicht hören will sondern vor allem darum,
warum ich sie nicht hören will ...
Solange die Qualität eines Studiumangebots stimmt und der Student nicht nur rein am Erlangen eines Diploms interessiert ist sondern daran, wirklich die Materie zu erlernen (ja, das ist ein Unterschied!), sollte es doch i.A. passen.
Mit liebem Gruß
Frank