Ich verstehe schon, was du damit sagen willst. Die Frage, die man sich dann aber stellen muss, ist die, was wird als 'unvorteilhaft' gewertet? Das Foto einer Frau die betrunken in der Ecke liegt und sich ausgesprochen engagiert mit jemandem amüsiert ist es mit Sicherheit, da brauchen wir uns nicht drüber unterhalten. Aber nach der bisherigen Regelung wäre das tatsächlich sogar legal gewesen, sofern das tatsächlich im Club geschieht und keine Hilfsmittel zur Aufnahme verwendet wurden (Leiter usw). Unvorteilhaft, ja. Aber legal. Angenehm ist sowas sicher nicht und vom Fotografen definitiv nicht die feine englische Art. Man sollte eigentlich erwarten, dass man sowas nicht tut, rein aus Anstand heraus. Mir persönlich würde etwas derartiges extrem widerstreben.
Auf der anderen Seite stehen eben Menschen, die sich einfach im Stadtbild tümmeln. Stellen wir uns einmal folgendes vor, ja? Es ist ein heißer Tag, die Sonne scheint. Es ist der erste heiße Tag im Jahr, der erste Frühlingstag. Und die Fußgängerzone ist gesteckt voll, überall Menschen, die sich über genau das freuen. Also geht man hin, macht ein Foto davon und postet es auf der Facebookpage, mit dem Kommentar, dass auch andere den Frühling genießen.
Auf dem Bild ist allerdings ein Mann zu sehen, der ohnehin schon deutlich übergewichtig ist und gerade die Waffel mit Eis am Mund hat. Er war nie Motiv, es war nie der Sinn, diesen Mann bloßzustellen oder ihn auch nur auf dem Bild zu haben, aber er ist in genau diesem Moment reingelaufen.
Bisher - kein Problem, immerhin war er offenbar Teil der Szenerie.
Künftig - Riesen Problem, ist ja unvorteilhaft wenn man dick ist mit der Eistüte abgelichtet zu werden. Aber wer entscheidet das?
Entscheidet es derjenige, der Fotografiert wurde? Entscheidet es ein Anwalt, der Geld daraus zieht weil sich sein Honorar nach dem Streitwert bemisst? Entscheidet es ein Richter? Ein Gutachter? Welcher Gutachter?
Vielleicht geht es nur mir so, aber ich bin der Ansicht, man sollte Menschen zu gesundem Menschenverstand und Anstand erziehen, statt alles tot zu reglementieren. Es heißt nicht, dass ich der Meinung bin die öffentlichen Straßen sollten ein Rechtsfreier Raum sein. Das können sie gar nicht sein. Aber ich bin der Ansicht, dass man etwas mehr Energie investieren sollte, um einen Konsenz zu finden. Und etwas weniger Energie, um noch ein paar schwammige Schnellschuss-Gesetze zu erlassen.