Als Nikonier habe ich für Makro-Aufnahmen ein Sigma, 70mm, f2.8 DG Macro Objektiv mit Abbildungsmaßstab bis 1:1.
Bei Nahaufnahmen verwende ich fast nur die "A"-Einstellung, damit ich die Schärfentiefe nach Belieben und nicht nach Zufall bestimmen kann. Die größte Blendenöffnung bei kürzester Entfernungseinstellung 25,7cm wird mir mit 4.8 angezeigt.
Meine Vorstellung zu dem Effekt der Verringerung der Lichtstärke des Objektivs in Abhängigkeit des Abbildungsmaßstabs ist folgende:
Habe ich einen Abstand von 1,5m bis Unendlich zum Objekt, das ich fotografieren will, ist der Abbildungsmaßstab kleiner als 1:5. Dann ist die abzubildende Fläche, die das Objekt reflektiert, im Verhältnis zur Sensorgröße der Kamera so groß, daß die offene Blende mit f2.8 die maßgebliche Stelle für die Beschneidung des Lichtstrahls ist. Vereinfacht ausgedrückt wird die Lichtmenge, die von einer großen Fläche reflektiert wird, auf die Größe des Sensors gebündelt. Jeder kennt den Effekt des Brennglases: Das sehr helle Sonnenlicht das auf die gesamte Fläche einer Lupe auftrifft, wird durch die Fokusierung auf einen winzigen Punkt gebündelt. Damit reicht die Energie, die auf die Fläche der Lupe fällt, am Brennpunkt eine so hohe Temperatur erreicht, daß man z.B. Papier entzünden kann.
Das Gegenstück in der Betrachtung ist die Einstellung auf die kürzeste Aufnahme-Entfernung, hier bei mir 25,7cm. Hier ist durch den Abbildungsmaßstab 1:1 die reflektierende Objekt-Fläche nur noch so groß wie der Sensor, bei mir wegen Vollformat-Kamera ca. 24x36mm. Hier kann keine Bündelung und damit keine effektive Lichtverstärkung mehr stattfinden. Damit ist die offene Blende f2.8 nicht mehr der bestimmende Teil für die Lichtmenge, die auf den Sensor fällt. Das Objektiv verliert scheinbar an Lichtstärke.
Nur die heutige Elektronik in der Kamera macht diesen Einfluß für uns sichtbar.
Schon aus der Zeit der analogen Fotografie war allgemein bekannt, wenn man für Nahaufnahmen vor ein normales Objektiv eine Nahlinse oder einen Abstandsring montierte, dies eine Belichtungsverlängerung erforderlich machte. Auch hier wird durch die Spreizung des Lichtstrahls das vorhandene Licht auf eine größere Fläche gelenkt bzw. es wird nur der innere Teil des Lichtstrahls zur Belichtung verwendet.
Bei Aufnahmen, bei denen ein gewisser Abbildungsmaßstab überschritten wird, ist es kein Defekt eines Objektivs, wenn die maximale Lichtstärke nicht mehr erreicht wird.
Gruß, Armin