Mehr als eine Vignette, wie gehen solche Bilder?

Da_MIK · 06.11.2015

Hallo zusammen,

bereits Anfang der Woche war auf Facebook die Arbeit von Freddy Fabris unterwegs, gestern hat auch der Spiegel darüber berichtet:

http://www.spiegel.de/fotostrecke/a...stile-alter-meister-fotostrecke-131576-7.html

Ich habe eine ähnliche Fotoidee für ein Auto, dabei möchte ich das tolle, zurecht gemachte und saubere Auto in eine ähnlich anmutende Werkstatt stellen. Die Location dazu habe ich bereits. Meine Frage (und ich weiß eigentlich stellt man sie nicht) lautet, wie fertige ich diese Bilder an?

Als Ausgangsmaterial hätte ich jetzt meinen Porty inkl. Softbox und Wabenaufsatz genommen, das Fahrzeug ausgeleuchtet und das Umgebungslicht mit der Blende bzw. Belichtungszeit runter geregelt.

Jetzt ist in den Bildern von Freddy aber auch in den tiefsten Tiefen Zeichnung und genau das möchte ich auch.

Hat wer von euch einen Tipp in welche Richtung ich suchen muss? Ich bringe mir das gerne alles selber bei aber nur eine Vignette aufzuziehen und die Ränder abzudunkeln wird es ja bestimmt nicht sein.

Danke und Gruß,
Micha

essdreipro · 06.11.2015

nun, ich denke eine Vignette wurde schon verwendet

...

etwas 'dodge-n-burn'... 'auffrischen' der Tonwerte' und 'Gradationskurve(n)...

und dann war's auch schon

...

DeBr · 06.11.2015

Obwohl du bei einem Auto eigentlich ein ganz anderes Licht setzen müsstest als bei Menschen, da sind die Anforderungen schon grundverschieden

Frank S. Fischer · 06.11.2015

Ich würde es auch eher ohne Wabe versuchen um mehr vom Hintergrund beleuchten zu können und dann mit einer (manuellen) Vignette per Tonwertkorrektur o.ä. und ner Maske versuchen.
Denn was dir im Ausgangsbild schon sehr dunkel ist, wird nur mit Qualitätsverlust wieder besser sichtbar.

reitzi · 06.11.2015

Da_MIK schrieb:
Jetzt ist in den Bildern von Freddy aber auch in den tiefsten Tiefen Zeichnung und genau das möchte ich auch.

Wenn du da genug Luft für die Bearbeitung haben willst, dann würde ich dir eine Belichtungsreihe empfehlen mit anschließender HDR/LDR-Bearbeitung an der 32Bit-Datei.

Weiterhin könntest du dir mal den showroom von evilmax anschauen :nick:

LikeLowLight · 06.11.2015

Diese Beispielbilder sind eine Summe aus gekonnter, eher harter Ausleuchtung, die sehr gezielt auf die hell ausgeleuchteten Bereiche beschränkt ist. Dann wurde einerseits mit den Tonwerten gezielt gearbeitet, sicherlich auch mit irgendeiner Methode die Mikrokontraste, eventuell auch noch ein zusätzlicher Scharfzeichner eingesetzt. Die dunklen Bereiche haben dann große Tonwertunterschiede die vermutlich noch mit Masken hervorgehoben wurden. Eine Vignette im herkömmlichen Sinn sehe ich nicht, doch sind weite Bereiche zum Rand hin zusätzlich abgedunkelt, dafür eignet sich ja auch eine Maske.
Aus den Schatten und den Reflexionen kann geschlossen werden, dass es einerseits ein Licht von oben und andererseits ein eher weiches Licht von vorne gab. Möglicherweise gab es dann noch leichte Spots. Das geschriebene gilt für viele Fotos, die Details der Ausleuchtung für 7v9.

virra · 06.11.2015

Da sind eindeutig mehr als eine Lampe im Spiel. Eine sehr weiche Allgemeinaufhellung, ein weiches Hauptlicht, gekrönt von ~~einem harten Spot~~, wahrscheinlich mit Fresnel-Linse.

Ich korrigiere: 2 Spots.

Da_MIK · 06.11.2015

Okay... dass es aufwendig wird hatte ich erwartet aber holla...

Gut, ein paar Fragen:

- Gezielt mit Tonwerten gearbeitet, was genau heißt das?
- Dunkle Bereiche haben große Tonwertunterschiede, auch hier die Frage, was heißt das?

Dodge und Burn habe ich verstanden, Belichtungsreihe nur zur Sicherheit hatte ich auch schon dran gedacht.

virra · 06.11.2015

Da_MIK schrieb:
- Gezielt mit Tonwerten gearbeitet, was genau heißt das?

Wenn man den möglichen abzubildenen Tonwertumfang genau kennt, muss man das einfach beider Ausleuchtung und Belichtung berücksichtigen. Die Einsicht ist nicht neu, das kannte Ansel Adams schon.

https://de.wikipedia.org/wiki/Zonensystem

Pauline · 06.11.2015

Schau Dir mal den Artikel 'Light Painting - Malen mit Licht' in

http://www.fotoespresso.de/fotoespresso_2_2015/#more-3414

an. Dort beschreibt Ralph Oechsle diese Technik und seine Ausrüstung ganz detailliert.

VG
Pauline

Da_MIK · 06.11.2015

Alles klar, dann habe ich ja jetzt schon einmal Lesestoff.

Danke Leute.

Wenn ich das grob richtig verstanden habe, dann wird die Szenerie mit einer Taschenlampe partiell ausgeleuchtet und dann alle Bilder in PS via Masken zusammen gesetzt. Danach kann ich mich ja mit allen Techniken wie D&B und Tonwerten, etc. austoben richtig?

Andre_S · 06.11.2015

An den fehlenden Schatten eines/zwei Spots erkennt man das hier (neben mittenbetonter Beleuchtung) vor allem mit sauber freigestellter, nachträglicher Aufhellung ( + Abdunklung dann mit invertierter Maske) gearbeitet wurde.

Vielleicht hilft das weiter...

Pauline · 06.11.2015

Da_MIK schrieb:
Alles klar, dann habe ich ja jetzt schon einmal Lesestoff. Danke Leute.

Wenn ich das grob richtig verstanden habe, dann wird die Szenerie mit einer Taschenlampe partiell ausgeleuchtet und dann alle Bilder in PS via Masken zusammen gesetzt. Danach kann ich mich ja mit allen Techniken wie D&B und Tonwerten, etc. austoben richtig?

Alternativ funktioniert es auch bei einer Langzeitbelichtung mit einem manuellen Blitz das entsprechende Objekt von verschiedenen Positionen anzublitzen. Dabei auf dunkle Kleidung achten und immer so stehen, daß man selbst nicht im Bild steht.
Dieses Foto habe ich z.B. auf diese Art und Weise erstellt (war ca. 1 Minute Belichtungszeit während der ich von 5 oder 6 verschiedenen Positionen die Alm mit einem Speedlight 420EX angeblitzt habe):

VG
Pauline

virra · 07.11.2015

Da_MIK schrieb:
…
Wenn ich das grob richtig verstanden habe, dann wird die Szenerie mit einer Taschenlampe partiell ausgeleuchtet und dann alle Bilder in PS via Masken zusammen gesetzt. …

M.E. kann man sowas ganz schlicht mit einem vernünftigen Studioaufbau lösen. Habe selber lange genug im Studio Möbel & Co abgelichtet um zu wissen, wovon ich rede. Wenn du vernünftiges Equipement hast und einen vernünftigen Aufbau, erstellst du erstmal ein gescheites Foto, welches zu 85% schon so aussieht, wie die Beispiele. Der REST ist dann PS. Nix Masken und mehrfach belichtungs-Gedödeldöns. Wenn du da Menschen mit drin hast, heißt es: Professionell arbeiten bedeutet: 1 Belichtung Peng. In PS etwas nacharbeiten ist ok, aber verlege dich erstmal darauf vernünftige Belichtungen von vernünftigen Beleuchtungs-Sets zu machen. Als ich gelernt habe, war SCANNEROPERATOR noch ein vollkommen neuer Beruf, von dem niemand so genau wusste, was das eigentlich sein soll. Da haben wir das rein analog im Studio gemacht. Das ist dein Weg, wenn du lernen willst, vernünftig ausgeleuchtete Szenen zu erstellen.

… und Taschenlampenkinderkram kannst du bei Aufnahmen mit Menschen getrost in den Laienbereich verschieben. Wieviel Licht soll denn so ne Lampe bitteschön erzeugen? Und wie willst du reproduzierbare Ergebnisse erreichen, wenn du auf Try & Error mit der Handlampe wo rumleuchtest? Modelle sind normalerweise für ne gewisse Zeit gebucht und teuer, da ist stundenlanges Rumprobieren nicht angesagt. Ich kenne das so, dass man Licht setzt, einen Probeschuss macht (weil damals das Dia ne Stunde in der Entwicklung war) und wenn das sitzt, kommen die Modelle. Dann geht es zack zack.

Willst du diesen Film-Look haben, geht nix über Stufenlinser. Das macht dir keine Wabe und auch kein offener Reflektor.

Andre_S · 07.11.2015

virra schrieb:
Nix Masken ...

Es steht außer Zweifel das hier natürlich mit Masken (oder Grauebene) gearbeitet wurde,
weil es, genau so, alleine mit der Beleuchtung nicht erzielbar ist.

Diese würde nähmlich nicht einfach im Nirwana verschwinden sondern,
durch die größere Distanz abgeschwächt, den Hintergrund stärker mit
beleuchten, was hier nicht der Fall ist.

Die Reflektionen verraten die großflächige Beleuchtung.

virra · 07.11.2015

Du musst das im Zusammenhang lesen. Die Rede war von Masken zur Montage mehrerer Einzelaufnahmen. Dass man Masken zum letztendlichen Finetuning benutzt, will ich ja gar nicht abstreiten, das täte ich auch so.

Andre_S · 07.11.2015

Ah ok, "Nix Masken" klang so allgemein.

Da_MIK · 07.11.2015

Hey Leute,

@virra: Das war auf jeden Fall mein Ziel: grundsolides Ausgangsmaterial produzieren.

Da_MIK · 30.11.2015

Hey Leute,

anbei möchte ich euch mein erstes Ergebnis vorstellen.

Dieses Bild ist in meiner Heimwerkstatt entstanden, so in etwa soll das fertige Bike später auch in der KFZ Werkstatt in Szene gesetzt werden. Vielen Dank an @Evilmax , der mir mit vielen Ratschlägen geholfen hat.

Viele Grüße,
Michael

pepexx · 30.11.2015

Vom Lichtset her sehr gut getroffen.
Wäre es möglich, darüber ggf. mal einen Bericht fürs Commag zu verfassen, wenn alles im Kasten ist?

Ich bin mir sicher, das interessiert eine Menge Leute, wie man zu solch einem Ergebnis kommt.