Im Jahr 2014 gelang Julian Tryba sein persönlicher großer Wurf. Durch den Erfolg seines damals veröffentlichten Clips „Boston Layer-Lapse“ sah er die Chance, seinen bisherigen Ingenieurs-Job zu kündigen, und nutzte diese auch. Seither liegt sein Hauptfokus auf der Erstellung von Filmen im Allgemeinen und von Time-Lapse-Videos im Speziellen.
Womit er mit seinem 2014er Boston-Werk auffiel, war dies: In den gezeigten Szenen wurde nicht nur die Zeit gerafft – zugleich sprangen einzelne Ausschnitte innerhalb einer Szene von Nacht zu Tag und wieder zurück. Während also manche Gebäude von der Sonne angestrahlt wurden, zeigten sich andere bereits in ihrem nächtlichen Erscheinungsbild.
Für den Boston-Film, so Tryba, habe er damals circa 30 Ebenen für eine Szene verarbeitet. Eine Anzahl, die er noch manuell zu bewältigen wusste. In seinem neuen New York City-Clip hingegen liegt die Anzahl verwendeter Zeitraffer-Ebenen pro Szene irgendwo zwischen 100 und 300 – mit enormem Aufwand sicherlich gleichfalls manuell machbar, doch Tryba entschied sich für einen teilweise automatisierten Workflow ...
Anfang 2016 begann Tryba damit, sich Kenntnisse im Skripten für After Effects anzueignen. Daraus hervor ging schließlich ein Code, mit dem er für seine Layer-Lapse-Videos „Looks“ kreieren kann: Durch Anwendung einer mathematischen Formel auf jedes einzelne Gebäude (bzw. auf jede einzelne Ebene) wird errechnet und entschieden, in welchem Erscheinungsbild (also zu welcher Uhrzeit) sich das Gebäude in jedem Frame jeweils zeigen soll.
Wenn im Video beispielsweise die Tagesaufnahmen von links nach rechts durch eine Szene wogen, geht dies auf das entwickelte Skript zurück. Tryba kann hierbei noch verschiedene Parameter beeinflussen: Zum Beispiel kann er vorgeben, wie schnell so eine „Tageswoge“ durchs Bild zieht oder wie schnell eine Ebene von Tag zu Nacht wechselt.
Weiterhin verknüpfte er seine Skripte automatisch mit der musikalischen Begleitung: Die Klangmerkmale des Songs – wie zum Beispiel der zugrunde liegende Beat – fungieren als Trigger-Signale für seine Skripte. So lösen also markante Song-Elemente eine Veränderung im Bild aus und das Gezeigte reagiert auf das Hörbare.
Sein New York-Film sei, so führt Tryba schließlich aus, noch immer eine Kombination aus mathematischer und manueller Animation. Künftig wolle er das bisher Erreichte jedoch noch weiterentwickeln. Sein Ziel: Eine Methode, mit der dieserart Animationen vollständig automatisch generiert werden – dazu müsse jede Ebene die Musik und das jeweilige Skript analysieren und auf Basis dieser Analyse einfache Entscheidungen treffen: Tag? Nacht? Schneller Wechsel? Langsamer Wechsel?
Weitere Informationen zum Video sowie fotografische Making-of-Impressionen findet ihr auf der zum Projekt zugehörigen Webseite, weitere Videos im vimeo-Kanal von Julian Tryba.
Euer Jens
Bildquelle Vorschau und Titel: Screenshot aus dem Video „NYC Layer-Lapse“ von Julian Tryba