Mehr (außer der Straßenverkehrsordnung) brachte mir mein Fahrlehrer nicht bei, als ich das Fahren eines Automobils erlernte.
Du übersiehst das implizite Lernen. Wärst Du im Urwald aufgewachsen und hätte der Fahrlehrer Dich ins Auto gesetzt, wäre es nicht ganz so einfach gewesen. Du hast durch Beobachten und Nachmachen das getan, was nicht nur Menschen als erlernen bezeichnen. Wenn Du dazu kein Interesse hast, wird es noch schwieriger. Das ist keine Kritik, sondern eine Feststellung.
Ich habe vor langer Zeit mit einem blitzgescheiten Mädchen von 18 oder 19 Jahren Tennis gespielt, ich hatte schon ganz gut gespielt, sie hatte erst ein paar Monate zuvor begonnen. Sie machte alles richtig, doch sie hatte offensichtlich in ihrer Kindheit nie Ball gespielt, sie hatte auch nach doch schon vielen Stunden Übung mit Ball und Schläger überhaupt keine Vorstellung, wie sich der Ball verhalten wird. Als ich begonnen habe, war das Sprungverhalten eines Tennisballs auch neu, doch nach ein paar Stunden nicht mehr überraschen. Wenn man erst reagiert, wenn der Ball nach dem Aufsprung seine Flugbahn offenbart wird man immer zu spät sein, wird falsch stehen und damit vielleicht gerade mal den Ball treffen (oder auch nicht), jedoch nie den Schlag ausführen können, den man möchte. Wer ein Gefühl für den Ball hat, kann an der Haltung, an der Bewegung des Schlägers, des Gegners schon erkennen, wohin der Ball geschlagen wird. Die Kunst beim Tennis ist, so verdeckt zu schlagen, dass der Gegner den Schlag nicht "lesen" kann. So hinterhältig sind Autos und Fotoapparate nicht, nur hat wahrscheinlich niemand in Deiner Kindheit fotografiert oder es hat Dich nicht interessiert, was man als Kind nicht beobachtet, bleibt einem leicht fremd.
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.
Zumindest tut sich Leila da viel, viel schwerer.