Sie sind da – beinahe immer und beinahe überall. In den Händen, auf den Tischen, in der U-Bahn, im Restaurant, ja, selbst auf Toilettengängen und während diverser Autofahrten sollen die kleinen Multitalente sogar schon gesichtet worden sein – Smartphones.
Was damit mittlerweile so alles möglich ist, muss wohl nicht angeführt werden. Also lassen wir das – nur so viel: Telefonieren ist nach wie vor machbar, hinzugekommen sind unter anderem die Funktion, in freier Wildbahn kleine Monster einzusammeln, oder Maps, mit denen man sich auf fremdem Terrain ohne Probleme zurechtzufinden kann.
Das Smartphone bespielt also mehr und fröhlicher denn je die Skalen der Nützlichkeit, Sinnhaftigkeit sowie des Spaßfaktors und der Gadget-Freuden. Alles was potenziell geht, wird nach und nach per App, App und nochmals App realisiert und von der daumenschwingenden Kundschaft entweder angenommen oder eben ignoriert bis abgelehnt.
Dem eigentlich ersten Smartphone widerfuhr dabei wohl eher das zweit genannte Schicksal: Das Simon von IBM (1993) vereinigte zwar bereits Handy, PDA, Fax und Pager in einem und bot darüber hinaus das erste Touchscreen-Display für Handys, stieß aber am Verkaufstresen auf wenig Gegenliebe. Sei es nun dem eher schwachbrüstigen Kontrast oder dem Noch-nicht-bereit-Sein der Gesellschaft geschuldet: Die Innovation verklang zunächst heimlich, still und leise im eigenen Niedergang.
Am 15. August 1996 brachte dann Nokia den „Nokia 9000 Communicator“ auf den Markt. Damit gelang es dem Unternehmen zwar nicht, das weltweit erste Smartphone zu präsentieren, aber immerhin das erste für die breite Masse, die nun auch willens war, zuzugreifen, wenn auch noch zaghaft. Kurznachrichten, E-Mails, Faxe, Kalender-, Notiz- und Adressbuchfunktion plus Zugriff auf Webseiten – alles mit circa 400 Gramm in der Hand, zu einem Einführungspreis von 2.700 Deutschen Mark.
Wer zuerst kommt und Erfolge verbucht, kann dann zwar eine Weile malen, muss aber beständig aufpassen, weiterzumachen und nachzuliefern – vorerst kein Problem: Nokia brachte 1999 das 3210 und verkaufte 160 Millionen, im selben Jahr folgte das 7110, ausgestattet mit WAP, womit Internetinhalte sowohl in Übertragung als auch in Darstellung angepasst wurden auf die Rahmenbedingungen der kleinformatigen Displays und des damals langsamen Mobilfunks.
Es lief also für Nokia, doch nebenher knabberten auch andere Namen wie Siemens, Motorola, Sharp, Ericsson, Samsung oder LG am Kuchen des großen, jedoch immer noch überschaubaren Marktes.
Was dann kam?! Der 9. Januar 2007 und ein Mann namens Steve Jobs – Boom! Und sie nannten es iPhone:
Nicht nur marketingseitig grandios, sondern auch konkurrenzüberraschend, denn anscheinend hatte damals niemand so wirklich mit einer derartigen Präsentation gerechnet, und so klappte wohl so manch Vorstandsvorsitzenden die Kinnlade nach unten.
Wer reagieren konnte, war Google: Hier setzte man sich direkt grübelnd an den Tisch und zauberte in und zusammen mit der damals 33 Partner umfassenden Open Handset Alliance bereits ein Jahr später das HTC Dream aus der Technik-Aufholkiste – von da an machte neben iOS dann auch ein gewisses Android Betrieb. Einen Apple-Mitbewerber aus Südkorea freute es besonders: Samsung setzte auf die Alternative und überholte 2012 Nokia als weltgrößten Mobilfunkhersteller, der mit seinem Symbian-System von iOS und Android regelrecht niedergerungen wurde. Schließlich sprangen die Nokia-Finnen mit ihren Patenten und dem Smartphone-Bereich in der Not zu Windows – überrannt und geschlagen.
Hier zur Übersicht eine anschauliche Listung der Mobilfunk-Meilensteine.
Euer Jens
Bildquelle Vorschau und Titel: Pixabay