Bitte keine Rahmen

Wieder einmal durften wir auf Arbeit erleben, dass Designer auf ihrem Produkt schmale Rahmen angelegt haben. Sowas ist wirklich nicht schön - aus den verschiedensten Gründen, die ich hier einmal erläutern möchte.

⌙  Bildquelle: pixabay

Wenn man einen Rand umlaufend oder an zwei gegenüberliegenden Seiten auf seinem Produkt anlegt, fällt es später nach dem Endbeschnitt extrem auf, wenn der Schnitt auch nur um einen halben Millimeter nicht passt. Leider ist es nicht möglich, jeden Bogen einzeln zu schneiden, weshalb immer gleich ein ganzer Stapel oder die gesamte Auflage auf einmal geschnitten wird. Man kann die Schneidemaschine zwar nach dem obersten Bogen ausrichten, jedoch liegt das Papier darunter nie hundertprozentig genau, so dass man garantieren kann, dass die Ränder dann auch gleichmäßig sind.

Den Fall hatten wir letzte Woche in der Arbeit. Wir mussten kleine Aufkleberkärtchen schneiden, die einen umlaufenden Rand von 2 mm hatten. Aufkleberpapier ist natürlich sowieso nochmal eine schwierige Geschichte, weil das Papier gerne am Schneidemesser kleben bleiben will. Aber es fällt eben auch sofort auf, wenn das Messer nicht haargenau trifft und die Ränder dann verschieden dick sind.

Genauso ist es auch immer wichtig einen Beschnitt anzulegen, denn das Schneidemesser kann nie so genau treffen. Wenn kein Beschnitt von mindestens 2 mm da ist, wird es dazu kommen, dass weiße Ränder blitzen. Aber ich schätze, das wissen alle, die soetwas beruflich machen.

Natürlich weisen wir unsere Kunden vorher darauf hin, dass es dann nicht perfekt werden kann. Den meisten ist das egal. Sollte es aber nicht. Denn jeder möchte doch ein perfektes Produkt haben, oder nicht?

Kaum zu glauben, da hab ich grad mal ne Woche Urlaub und rede schon wieder von der Arbeit.

Aber weshalb ich das alles schreibe: ich erlebe solche Dinge ja tagtäglich auf Arbeit, es gibt leider genug Designer, die manche Dinge einfach nicht beachten, weils im Computer ja noch schön aussieht, aber sich keine Gedanken um den weiteren Produktionsverlauf machen. Und dann gibt es Kunden, denen einfach egal ist, wie ein Produkt am Ende aussieht. Wieso? Wenn man etwas gestaltet, mit etwas für sich werben möchte, sollte es doch auch schön aussehen! Oder wie denkt ihr darüber?

Mich würden auch eure Geschichten interessieren, was habt ihr bereits so in eurem Berufsalltag erlebt, unbelehrbare Kunden, aber auch witzige Stories sind gerne willkommen!

Ich freu mich auf eure Kommentare!

Eure Jenny

 

[ich1]

…überall gleich… Grad das "Formatwechsler" kenn ich gut.

 

[pepexx]

....ich hätter aber gerne Blocksatz, ohne Trennung in Comic Sans MS - geht das?

 

[Dudlhofer]

Einer meiner Kundinnen habe ich exklusive Visitenkarten und Gutscheine auf Chromokarton gemacht - also solche, wo alle unbedruckten Flächen silbern spiegeln. Das gefiel ihr so gut, dass sie das unbedingt auch als Hintergrund für ihre Homepage haben wollte... Sie kann's nicht fassen, dass ich das bis heute noch nicht hingekriegt habe. Weiß jemand den RGB-Wert für Silber? Dann versuch ich's vielleicht doch noch mal...

 

[Bad-Tom]

Ja ja die lieben Kunden.....Im Arbeitsalltag (Groß- und Kleinformatdrucke) gefällt mir am Besten, wenn unsere Kunden in der Auftragsmail schreiben "wie beim Letzten mal drucken", auch wenn das schon ein Jahr her war. Auch gut sind die Kunden die aus dem Internet Bilder mit knapp 10 KB kopieren und diese dann auf DIN A1 oder größer ausgedruckt haben wollen und sich dann trotz vorheriger Warnung über die miese Qualität unserer Ausdrucke aufregen. Die beste Mail war aber die, die ein PDF im Anhang hatte und der gesamte Text der Mail (einschließlich dem Betreff) bestand aus " drucken". Dank unserer Kristallkugel und dem firmeneigenem Orakel konnten wir die gewünschten Druckparameter ermitteln. Ich bewundere auch immer wieder die Architekturstudenten die eine halbe Stunde vor Abgabetermin auftauchen und noch schnell ihre Arbeiten ausgedruckt haben wollen an denen sie schon ein halbes Jahr oder so sitzen. Das Positive an all den Kunden ist, dass keine Routine und Langeweile aufkommt und man sich täglich neuen Herausforderungen gegenüber sieht...... wenn man sich manchmal auch etwas "Langeweile" wünschen würde.

 

[subcomtom]

In einer Druckerei hatten wir Mitte der 90er einen Kunden, dessen Grafiker ein Logo in Anlehnung an Aktien/Banknoten entwickelte. Es bestand aus drei Outline-Buchstaben in Mittelgrau, jeder Buchstabe hatte gezackelte Linien in einer eigenen Farbe, das ganze lag auf einem zweifarbigen Spiralkreis.Das ganze war also 6-farbig, dazu mussten alle Farben angemischt werden, gedruckt wurde an einer 2-farb-Druckmaschine. Nach mehreren Jahren fragte der Kunde, warum alles so teuer sei - und kam irgendwann mit einem 2-farbiges Logo an.

 

[Adi100]

mmmhh.......nachdem Ihr ja so schön über die Kunden gemeckert habt, muss ich als Kunde mal sprechen:manche stellen sich aber auch an..... da denkt man sich als Kunde:Muss ich nun zuerst dem seinen Beruf erlernen, bevor ich ein paar Ausdrucke bekomme? Hier unterscheidet sich dann auch der Spreu vom Weizen, von der Internetflyerdruckerei zu unserer Tante Emma Dorfdruckerei.Bei meinem Dorfdrucker gehe ich hin: Machste mir das? Ja/Nein Wenn NEIN rauskommt, erklärt er mir was ich ändern muss, oder ändert es mir, bei grösseren Sachen natürlich nicht umsonst, verlangt auch keiner. Alles in allem werde ich gut beraten und er macht sich nicht lächerlich über mich weil ich seinen Beruf nicht verstehe Nun kann ich aber die hier geschilderten Probleme durchaus sehr gut nachvollziehen, sie ziehen sich durch alle Berufsparten.Der Computertechniker, der sich erst durch die von netten Bekannten vermurksten Einstellungen kämpfen muss bis hin zum Hausarzt welcher geschockt ist, wenn ich ihm widerspreche und meine eigene Therapie erkläre .-)