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Psychologie und Fotographie

sunriser

Nicht mehr ganz neu hier

Hallo,

wenn man sich Bilder im Internet oder auch die eigenen betrachtet und auch diverse Forenbeiträge liest stellt man sich irgendwann mal die Frage, inwiefern Psychologie die Fotographie beeinflusst.

Mich würde z.B. interessieren, ob Schärfe eine Frage der Psychologie ist?
Hintergrund: In Foren wird immer wieder über Pixelzähler geschrieben.
Aus meiner eigenen Erfahrung:
Wenn ich mir Fotos meiner Reisen anschaue.. finde ich sie gelungen. Die Motive passen und auch die Farben sind prächtig. Mache ich aber jedoch gezielte Aufnahmen, heißt beachte AF und Beleuchtung und schaue mir die Bilder dann am PC an, finde ich die Bilder unscharf!
Wie kommt das? Geht Euch das auch so?
Mein Objektiv ist ein Kitobjektiv. Es stellt sich nun die Frage, ob das mit einem teueren Objektiv besser wird oder nicht?

Vielen Dank und schönes Wochenende
Tobi
 

Fotografie

sacora

Aktives Mitglied

AW: Psychologie und Fotographie

Hi sunriser,

interessante Frage.

Also m.E. ist Fotografie NUR Psychologie - Wahrnehmungspsychologie, um genau zu sein.
Wir nehmen die Bilder zwar mit dem Auge wahr, aber unser Gehirn "erstellt" die Fotos aufgrund unserer individuellen, "inneren Landkarte".
D.h., jeder Mensch hat verschiedene (Lern-)Erfahrungen gemacht (ist also anders konditioniert), weswegen z.B. auch 30 000 Menschen
ein Fußballspiel sehen, aber es anders "sehen" - wahrnehmen.
Unser Gehirn sieht also, wenn man es 'runterbricht. Die Bilder entstehen im Gehirn und das bildet sich so, wie wir es benutzen.

Es gibt aber einen gemeinsamen Nenner aller Menschen auf dieser Erde.
- Das ist die Evulotionsbiologie, die wir ALLE gespeichert haben, ob wir wollen oder nicht.
Diese Erfahrungen unserer Vorfahren ist in unserem Gehirn gespeichert und findet das gut oder schlecht, was schon die Höhlenbewohner gut oder schlecht fanden.

Da kann ich Dir jetzt 1000 Beispiele nennen.
Ich beschränke mich auf einige wenige, z.B. Farben, die damals wichtig waren - rot - = Blut = Alarm (Rot als Farbe der Liebe kam erst viel später hinzu)
Grün - wirkt beruhigend - unsere Vorfahren haben quasi nur Grünes gesehen = Bäume, Gras, Steppe etc. Das wirkt alles bei uns heute noch.

Was scharf ist, ist in unserem Fokus - da schauen wir genau hin - so kann man das menschliche Auge in vielerlei Hinsicht leicht manipulieren. Ein Bild mit Tiefen(-un)schärfe z.B. macht, dass unser Blick automatisch gelenkt wird auf das Scharfe.
(Auch auf das Helle (nicht Dunkle), das Gesättigte (was in der Nähe ist, nicht flauer Hintergrund, in der Ferne. usw.)

Da gibt es richtige Tricks - gewußt wie - wie man es schaffen kann, den Betrachter dazu zu bringen, ein Bild gut/schön zu finden - selbst, wenn ihn das Thema an sich nicht so sehr interessiert.

Was Deine unscharfen Bilder angeht, habe ich aber eher die Hypothese, dass das Kit-Objektiv nicht gut ist, oder Du beim Auslösen (minimal) gewackelt hast. :)

LG, Monika***
 

wrap

Nicht mehr ganz neu hier

AW: Psychologie und Fotographie

Also mir geht es auch oft so wie euch!
Jedoch würde ich es nicht versuchen auf das objektiv zu schieben, sondern es ist halt eine wahrnehmungssache wie sacora schon erwähnte;)
ob dies ein grund wäre, ein neues objetiv zu kaufen, muss jeder selbst wissen;)

mfg. wrap
 

SuicideDream

Bausteinfixateur

AW: Psychologie und Fotographie

Sicher können wir Fotos bei der Entstehung manipulieren, dass der Blick des Betrachtes darauf gelenkt wird, gefestigt wird. Fängt beim goldenen Schnitt an und hört bei Diagonalen auf über Farbe & co..

Aber das was du meinst, ich denke das liegt daran, dass du vielleicht eine falsche Belichtung wählst unter 80/60 wird unscharf freihand...Ich hatte auch lange das Problem, als ich anfing nicht mehr die Kamera denken zu lassen, sondern selbst anfing zu denken beim Fotografieren... Ich kann nur sagen üben üben üben....dann wirds was und immer lieb sein zu deiner Kamera ;)
 

Picturehunter

Docendo discimus, sapere aude, incipe!

AW: Psychologie und Fotographie

...und schaue mir die Bilder dann am PC an, finde ich die Bilder unscharf!
Und genau da beginnt das Dilemma! Rein technisch kann man da schon vieles negativ/positiv beeinflussen. Läuft der Monitor mit nativer Auflösung, ist das Bild in 100% Ansicht zu sehen, wie groß ist der Monitor bei welcher max. Auflösung, wie groß ist das Bild bei welcher Auflösung, wie groß ist der Betrachtungsabstand zum Monitor usw. usw...Fehler können hier maßgeblich den Schärfeeindruck beeinflussen!

Das "Sehen" ist nicht wie bei der Kamera ein rein technischer Vorgang. Die Kamera nimmt die Umgebung im Rahmen ihrer technischen Möglichkeiten wahr, nicht mehr und nicht weniger. Was wir als Bild wahrnehmen, ist und wird von so vielen weiteren Faktoren beeinflusst, dass man in der Tat nicht nur von Sehen sondern eher von Wahrnehmen sprechen sollte. Unser eingebauter Weißabgleich z.B., die Fähigkeit, unterschiedliche Kontraste im Blickfeld gleichzeitig kompensieren zu können, die "nicht-lineare" Helligkeitswahrnehmung und vieles mehr sind nur ein paar Beispiele. Dann kommen noch die vielen Sinnestäuschungen dazu, denen wir unterliegen können und die uns Dinge sehen lassen, die so gar nicht zu sehen sind.

Schon ein einziges ganz normales Landschaftsbild zeigt uns etwas, was wir so mit unseren Augen gar nicht wahrnehmen können, nämlich alles schön scharf, von vorne bis hinten. Geht mit unseren Augen nicht.

Und es kommt sehr häufig vor, dass uns die Kamera Farben zeigt, die wir nicht glauben wollen, und doch sind sie so, denn die Kamera zeichnet das auf, was da ist, ohne wie beim Menschen noch rein zu pfuschen. Ich spreche da von Rohdaten, die neutral entwickelt werden und deren lineare Lichtverteilung nicht gamma-korrigiert wurde. Da kann man eine grausige Helligkeitsverteilung sehen, da sind z.T. krasse Farbstiche bei und vieles mehr.

Vom Thema Farbe will ich erst gar nicht anfangen, dann wird das ein sehr langer Beitrag.


Ein weiteres Beispiel ist die Tatsache, dass wir unsere eigenen Bilder i.d.R. immer schöner finden, als diejenigen, denen wir sie zeigen. Besonders dann, wenn diejenigen die Örtlichkeit noch nicht selbst kennengelernt haben. Als Fotograf hat man beim Betrachten der Bilder immer noch die eigene Erinnerung an die Szene vor Ort, was sich meist unbeabsichtigt zu unserem visuellen Eindruck hinzu addiert. Fehlt diese zusätzliche Information, dann kann es schnell passieren, dass das Bild keine besondere Beachtung findet, weil es vielleicht das feeling, das man selbst hatte beim Fotografieren, nicht rüber bringt.


Ergo: Ja, die Psyche spielt ganz sicher eine sehr entscheidende Rolle, und das nicht nur beim Thema "Schärfe"!


VG
Frank
 

sacora

Aktives Mitglied

AW: Psychologie und Fotographie

[...]

Ein weiteres Beispiel ist die Tatsache, dass wir unsere eigenen Bilder i.d.R. immer schöner finden, als diejenigen, denen wir sie zeigen. Besonders dann, wenn diejenigen die Örtlichkeit noch nicht selbst kennengelernt haben. Als Fotograf hat man beim Betrachten der Bilder immer noch die eigene Erinnerung an die Szene vor Ort, was sich meist unbeabsichtigt zu unserem visuellen Eindruck hinzu addiert. Fehlt diese zusätzliche Information, dann kann es schnell passieren, dass das Bild keine besondere Beachtung findet, weil es vielleicht das feeling, das man selbst hatte beim Fotografieren, nicht rüber bringt.

Ergo: Ja, die Psyche spielt ganz sicher eine sehr entscheidende Rolle, und das nicht nur beim Thema "Schärfe"!VG Frank

Stimmt! Wir finden unsere eigenen Bilder häufig schöner. Das kommt daher, dass wir sie schon viel länger und eingehender betrachtet haben, im Gegensatz zu demjenigen, der es zum ersten mal sieht.

Aber was passiert denn da in unserem Gehirn?

Da will ich Hannibal Lector in "Das Schweigen der Lämmer" zitieren:
"Wir begehren immer das, was wir täglich sehen"
Je öfter oder länger wir z. B.ein Handy in der TV-Werbung sehen, je wahrscheinlicher ist es, dass wir es irgendwann begehren.
So benutzt gerade die Werbung alle Regeln der (Wahrnehmungs-)Psychologie.
- Würde man uns nie ein Handy vor Augen gehalten haben, hätten wir gar keinen Wunsch danach entwickelt.

Dass wir unsere eigenen Bilder häufig schöner finden, liegt auch daran, dass unsere Betrachtung, wie Picturehunter bereits sagte, mit Gefühlen verknüpft ist, mit Erinnerungen und somit mit Gefühlen.

Wahrnehmungsinhalte/Bilder/Musik, etc. werden viel schneller gelernt und verinnerlicht, wenn sie mit Gefühlen verknüpft werden.

Das menschliche Gehirn (wir Menschen sind) ist hochgradig manipulierbar - auf sämtlichen Sinneskanälen. Wir Menschen konstruieren unsere Wirklichkeit, - es existiert keine Wahrheit.
Jeder Mensch hat seine eigenen Bilder, die im Gehirn entstehen, durch sein hochgradig manipulierbares Auge - auf dem Hintergrund seiner Erfahrungen.
Deshalb haben wir Menschen alle eine unterschiedliche Wahrnehmung - es gibt aber keine Wirklichkeit oder Wahrheit.
Man kann aber Blicke führen und Gefühle beim Betrachter hervorholen und die Wahrscheinlichkeit steigern, dass ein Bild von einer Vielzahl von Menschen als gelungen/schön empfunden wird, weil unser Gehirn heute noch genauso funktioniert, wie zur Zeit unserer Vorfahren, den Höhlenmenschen.

LG, Monika***
 

LuckyStrike

Hat es drauf

AW: Psychologie und Fotographie

das ist ein TOLLER Beitrag hier...
ich dachte schon jetzt stürzen sich alle darauf - jaaaaa es muss ein 1000 Euro Objektiv sein...

Er vor kurzen, hatten wir das Thema, da gings um Kit und günstige Objektive.
hier ist die Psychologie dann umgedreht

Da habe ich dann auch nach zig Beiträgen gerfragt:
"Was bitte kann das (kit)Objektiv denn noch besser machen als das Bild,
was gesehen habe, auch auf den Chip zu bannen."

Ich empfinde das was das Kit Objektiv da auf den Chip bannt, nicht unschärfer als die Wirklichkeit

wenn ich dann ein an sich wahnsinnig gutes Bild, wie von Ruffus sehe,
(ich erlaube mir mal quer zu verlinken)


dann gehts mir manchmal etwas wie sunriser und ich denke:
ui sind meine Bilder unscharf.

Aber in diesem Falle gings mir wirklich umgekehrt...
mein Gehin sagte:
Stop, da stimmt was nicht, das ist nicht "echt" das sind zu viele Details.
Das Bild ist einfach ZU scharf.

Das ist wie oben schon angedeutet mit allem...
man gewöhnt sich an alles:
steigt man von einem 30" auf einen 72" TV um, denkt man 2 wochen : wooooww wie geil ist denn das Bild.
Nach 3 wochen ist dieser Eindruck normal.
Sieht man jetzt seinen alten TV, denkt man: Neeee auf der Keksdose habe ich doch nicht fernsehen geguckt?

Wenn man teure Objektive hat, oder immer den direkten Vergleich,
so ist das Kit Objektiv ein "Aschenbecher, eine Glasscherbe", die Bilder sind "matsch und unscharf"
wenn man vorher mit einer 4 MP Medion Kamera Bilder gemacht hat, ist das Kit "der König der Schärfe"

ein Beispiel:
schau dir mal den Mond an:
woooooowwwww immer wieder schön den anzuschauen...
aber STOP... der ist ja gar nicht scharf. (man kann den Mond nicht scharf sehen)
jetzt fotografierst du den Mond.... unscharf... und schmeißt das Bild in die Tonne.



Und das obwohl man auf dem Bild schon mehr sieht als mit blossem Auge...

Was ich damit sagen will, ist das "realistisches Bild" und "fotografisch "tolles" Bild sehr weit auseinander liegen können.



(just my 2 Cents)
 
Zuletzt bearbeitet:

Tim_Kim

Aktives Mitglied

AW: Psychologie und Fotographie

...wenn man sich Bilder im Internet oder auch die eigenen betrachtet und auch diverse Forenbeiträge liest stellt man sich irgendwann mal die Frage, inwiefern Psychologie die Fotographie beeinflusst.
Frag nach den psychologischen Aspekten des Bildes, dann wird ein Schuh daraus. Wenn du danach fragst, ob die Psychologie die Fotografie beeinflusst, stellst du die Frage nach dem Moment des Auslösens - das war sicher nicht gewollte. Die Beeinflussung wäre dann die auf den Fotografen und nicht die auf den Betrachter.

Das gemachte Bild wird von jedem Betrachter natürlich anders wahrgenommen, die Gründe (erlernte Wahrnehmung und eigene Erfahrungen) stehen ja schon weiter oben.
Mich würde z.B. interessieren, ob Schärfe eine Frage der Psychologie ist?
Allerdings ist Schärfe zunächst mal keine Frage der Psychologie, sondern der Technik. Die Wahrnehmung von Schärfe spielt natürlich schon eine Rolle bei der psychologischen Betrachtung ihrer Wirkung auf den Betrachter.
Hintergrund: In Foren wird immer wieder über Pixelzähler geschrieben.
Die Pixelzähler handeln aber in der Regel nicht aus wahrnehmungspsychologischen Aspekten heraus, sondern haben eher egoistische Motive. Der kleinste gemeinsame Nenner, der meist noch Gültigkeit hat, wenn man zu einem Bild nichts Fundiertes sagen kann, ist die Schärfe. Es passt fast immer, wenn man ein Bild als unscharf tituliert, weil es das in der Regel auch irgendwo ist. Tatsächlich outet sich der Schreiber dadurch allerdings als wenig erfahren. Das bezieht sich einerseits auf seine Seherfahrung, die noch nicht in ausreichendem Maße geschult ist, um das Wesentliche des Bildes zu erfassen, aber auch auf persönliche fotografische Erfahrungen, die ihn vielleicht noch nicht in die Lage versetzen ein ähnliches Bild so zu machen. Man muss also selbst über viel Erfahrung mit Bildern verfügen (sehen und machen), um diese auch konstruktiv beurteilen zu können. Das können vielleicht gerade mal geschätzte 5% der Forenteilnehmer eher noch weniger.
Aus meiner eigenen Erfahrung:
Wenn ich mir Fotos meiner Reisen anschaue.. finde ich sie gelungen. Die Motive passen und auch die Farben sind prächtig. Mache ich aber jedoch gezielte Aufnahmen, heißt beachte AF und Beleuchtung und schaue mir die Bilder dann am PC an, finde ich die Bilder unscharf!
Wie kommt das? Geht Euch das auch so?
Deine eigenen Erfahrungen spiegeln das oben Gesagte ebenfalls wieder, denn hier betrachtest du die gemachten Bilder mit unterschiedlichen Augen, will sagen, es gelten bei der Betrachtung unterschiedliche psychologische Voraussetzungen.

Deine Urlaubsbilder sprechen neben den Sinnen, die das Abgebildete wahrnehmen, auch noch weitere Sinne an, die nur du zur Wahrnehmung deiner Bilder einsetzen konntest (die, beim Machen der Aufnahme; die, beim Verbringen des Urlaubs; usw. - inhaltlich wurde das ja in anderen Kommentaren schon aufbereitet).

Die technisch entstanden Bilder, setzen bei deiner persönlichen Wahrnehmung auch den technischen, also mehr sachlichen Aspekt, in den Vordergrund, die emotionale Wahrnehmung des Bildes unterbleibt bei dir, weil du ja die technischen Aspekte bei der Entstehung des Bildes kennst. Andere mögen das Bild mit ganz anderen Augen sehen und auch andere Wahrnehmung dabei haben.
Mein Objektiv ist ein Kitobjektiv. Es stellt sich nun die Frage, ob das mit einem teueren Objektiv besser wird oder nicht?
Deshalb das vermeintlich billige Kitobjektiv dafür verantwortlich zu machen, wäre die falsche Vorgehensweise. Das Kit ist sicher nicht schuld an unscharfen Bildern, ob real unscharf oder als unscharf wahrgenommen, sondern die Wahrnehmung des Betrachters.

Natürlich kann sich ein besseres Objektiv durchaus in der Schärfe eines Bildes bemerkbar machen, aber das ist vom jeweiligen Motiv und den Umständen der Aufnahme abhängig und weniger von einer allgemeinen psychologischen Betrachtung.
 

Ruffus2000

µFT Junkie

AW: Psychologie und Fotographie

Sehr schöner informativer Thread ...

Als Fotograf hat man beim Betrachten der Bilder immer noch die eigene Erinnerung an die Szene vor Ort, was sich meist unbeabsichtigt zu unserem visuellen Eindruck hinzu addiert. Fehlt diese zusätzliche Information, dann kann es schnell passieren, dass das Bild keine besondere Beachtung findet, weil es vielleicht das feeling, das man selbst hatte beim Fotografieren, nicht rüber bringt.

Wunderbar, ja genauso ist es. Das ist genau das was hier im Forum sehr oft falsch gemacht wird. Man findest immer Postings der Art "Was haltet ihr davon. LINK ZUM FOTO".
Hier fehlen 1-2 Sätze zum Foto und ein passender Titel, manchmal reicht auch nur ein Titel. Mit so was kann man seine eigenen Emotionen transportieren und die Betrachter in eine Richtung lenken. Wenn man das nicht macht kann es vorkommen das die Mehrheit der Betrachter das Foto nicht "erfasst" und als schlecht abstempelt.
Das ist alles pure Psychologie.

wenn ich dann ein an sich wahnsinnig gutes Bild, wie von Ruffus sehe,
(ich erlaube mir mal quer zu verlinken)

Juuuhhhuuuu ich werde verlinkt!!! Ich geh mal ne Flasche Schampus aufmachen.
 

rsdruck

Reisender

AW: Psychologie und Fotographie

Moin Jungs und Damen, hier noch mein Meerettich dazu (und sorry, falls es etwas länger wird):

Tim_Kim schreibt da oben sehr viel Wahres, was die Wahrnehmung der Betrachter angeht. Aber:

Frag nach den psychologischen Aspekten des Bildes, dann wird ein Schuh daraus. Wenn du danach fragst, ob die Psychologie die Fotografie beeinflusst, stellst du die Frage nach dem Moment des Auslösens - das war sicher nicht gewollte. Die Beeinflussung wäre dann die auf den Fotografen und nicht die auf den Betrachter.

Ich bin mir nicht so sicher, das Sunriser das gemeint hat. Daher mal der andere Ansatz; was passiert mit dem Fotografen im Moment des Auslösens? Und was passiert mit ihm (resp. ihr) wenn er sein Bild »ausliefert«?

Zunächst gibt es zwei verschiedene Vorgänge zu betrachten. Den des (physikalischen) Sehens und den der Wahrnehmung.
Physikalisch sehen wir alle dasselbe, die Wahrnehmung macht den Unterschied. Ihr kennt das, geht mit zwei anderen Menschen zur gleichen Zeit durch diesselbe Straße und fragt hinterher, was jeder einzelne gesehen hat....
Der Fotograf (um den geht es mir) wird euch die besten Motive beschreiben, etwas über das Licht erzählen. Die Anderen haben anderes gesehen. Logisch, denn unsereins (so wir es ernst meinen) läuft den ganzen Tag mit einem gedachten Objektiv vor der Nase rum.
Und je länger Einer das betreibt, desto mehr bekommt er den sogenannten geschulten Blick. Und sieht dafür anderes nicht mehr.

Zweiter Punkt: Prioritäten. Das sind psychisch gesetzte Wertigkeiten. Hier gehts schnell aufs Glatteis. Ich kann einerseits für meine Wahrnehmung die Priorität des Objektives setzen. Knipse also alles was mir vor die Linse kommt und verpasse dabei manches andere.
Beispiel: Ich war letzte Woche im Siebengebirge wandern. Allerdings nicht allein, sondern in einer Gruppe von 40 Leuten, von denen ich vorher zwei kannte. Sinn des Ausfluges war es, die Anderen 38 kennenzulernen. Ich hatte die Kamera dabei, habe aber meine Priorität aufs Miteinander reden gelegt. Daher sind nur wenige Bilder entstanden.

Dann sind da noch die fotografischen Prioritäten. Klar rennen wir alle rum und suchen das perfekte Bild. Aber jedes Bild besteht nunmal aus gestalterischen und(!) technischen Aspekten. Beides zusammen perfekt zu bekommen ist meist ein Glücksspiel. Also muß ich, für alle Bilder die ich mache, einen Schwerpunkt setzen. Für mich persönlich sind es Licht, Stimmung, Motiv, also die gestalterische Priorität. Die Technik gerät mir manchmal daneben, aber da helfen auch ein paar Jahre Erfahrung.
Leute, die vorwiegend das Technische sehen (wollen), also Ausschnitt, Belichtung und eben Schärfe, sind mir suspekt.

Das alles führt dazu, das unsere Bilder halt unsere sind. Wenn dann einer daherkommt, das Motiv nicht sieht, sondern nur über zu wenig Schärfe blubbert, mag er technisch (vielleicht) recht haben, das Bild hat er nicht gesehen.
Da habe ich zwei Möglichkeiten; ich schäme mich und zerreiße das Bild, oder ich hab diese »Argumente« schon tausendmal gehört und lasse es stehen, wie es ist. Es sei denn, ich habe soviel Vertrauen in den Kritiker, das ich ihm recht gebe und das Ganze nochmal vorn vorne anfange. Aber wer tut das schon.... :)

Soviel von mir dazu.

Schönen Gruß vom Rhein
RaS
 
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