AW: "Digital ist doch alles eine Soße"
Nicht falsch verstehen: Mir mangelt es nicht an Toleranz, oder gar Respekt vor diesem Fotografen, oder Fotografen die (noch) analog fotografieren im allgemeinen. Im Gegenteil: In meinen Augen führt Fotografie als Kunstform ein Schattendasein, im Vergleich zu sonstigen Kunstformen.
Mein Vater hat viele Jahrzehnte und auch ich selbst, als kleines Kind, habe analog fotografiert. Ich selbst jedoch nie mit einem künstlerischen Anspruch, weil mir dafür das "Auge" fehlt. Auch habe ich in meiner gymnasialzeit Stunden um Stunden im schuleigenen Fotolabor verbracht und "experimentieren" können. Auch Old-School-Reproduktionen und Hasselblads sind mir nicht fremd. Ich verstehe also das Prinzip dahinter und habe sicher mehr Wissen, als die meisten, die hier abfällig als "Digitalknipser" bezeichnet werden. Ich kann das Wissen nur faktisch nicht so umsetzen wie ich es gerne würde.
Womit ich allerdings ein Problem habe ist, wenn jemand so unflexibel ist, wie der im ursprünglichen Artikel befragte Mensch. Ich darf mich nicht hinstellen und eine Technik (um nichts anderes geht es) verteufeln, deren Resultate mich vielleicht nicht auf Anhieb überzeugt haben, mit der ich aber sehr wahrscheinlich auch noch nicht die Grenzen des Machbaren ausgelotet habe. Karl Lagerfeld, entgegen vieler bekannter Fotografen, versucht das, in dem er die Technik, die ihm Angeboten wird zumindest an seine Grenzen bringt und sich das Ergebnis dann anschaut. Und ihm ist sehr wahrscheinlich ziemlich egal, ob es da den einen oder anderen Fotografen mit einer Gänsehaut überkommt.
Kunst habe ich schon immer auch als ein Ausloten der Grenzen des Machbaren verstanden. Ob das Gefallen findet, oder nicht, muss dem Künstler doch egal sein. Mir gefällt das, was ich auf den Bilder von Picasso zu sehen bekomme auch nicht, andere sehen es als die Offenbarung schlechthin an. Kunst hat schon immer von den Weltfremden und Mutigen und manchmal auch von den Wahnsinnigen profitiert, jedoch nur sehr selten von denen, die dem Stillstand und der Engstirnigkeit anheim gefallen sind.