@havelmatte @gimbild @All
Berlin, Achtung! Der Hamburger ist bald da ...
@Picturehunter Wieviele Schärfe-Ebenen benötigt man ungefähr für solche Aufnahmen? Stelle ich die Kamera dann auf eine feste Belichtung und ändere nur die Blende?
Also das ist gar nicht so einfach zu beantworten, es kommt, wie so oft, darauf an ...
Mit Schärfeebenen meinst Du vielleicht Focus Stacking? War bei keinem meiner Panos ein Thema, also immer nur ein Fokuspunkt und somit eine Schärfeebene, für alle Bilder eines Panos immer gleich.
Die Anzahl der Bildwinkel und die Frage, ob zusätzlich Belichtungsreihen für jeden Bildwinkel gemacht werden 'müssen', hängt stark davon ab, welches Ergebnis man anstrebt. Ich würde aber als allererstes den Blick für Panoramen trainieren, bevor man sich in technisch aufwendige Produktionen stürzt. Es ist halt schwierig, sich vor Ort vorzustellen, wie ein Panorama am Ende aussehen mag, das muß man erst mal ins Gefühl bekommen. Gerade der resultierende Bildwinkel und die Entfernung zum Vordergrundobjekt sind maßgeblich für die spätere Bildwirkung/Bilddarstellung verantwortlich, dazu kommt dann auch die Frage, welche Projektion die gewünschte Bildwirkung unterstützt oder vielleicht auch erst möglich macht.
Mal ein Beispiel zur Veranschaulichung:
Beide Bilder zeigen dieselbe Treppe, die einzig gravierenden Unterschiede, mal abgesehen von der farblichen Gestaltung, sind Aufnahmehöhe, resultierender Bildwinkel und der Abstand zu den Rolltreppen (Vordergrundelemente). So kamen auch unterschiedliche Projektionen zum Einsatz, was wiederum sehr unterschiedliche Bildwirkungen zur Folge hat. Und doch ist der Unterschied eigentlich nur der, dass ich 1m weiter vor bzw. zurück gestanden habe.
Um dafür ein Gefühl zu bekommen, braucht es sehr viel Erfahrung. Ich zahle da seit Jahren jede Menge kostbares Lehrgeld, und so langsam habe ich die Sicherheit gewonnen, dass ich ganz gut einschätzen kann, was zu tun ist, um das Wunschergebnis zu erreichen. Ich sage das ganz deutlich, dass diese Erfahrung nur durch trial&error zu erlangen ist, genau wie bei einem Musikinstrument oder bei einer Sportart.
Die Sache mit dem Licht und der Schärfe und einer sinnvollen(!) Blende ist auch so eine Sache (klar, alles andere wäre jetzt auch zu einfach gewesen ...
).
Wenn ich einen geeigneten Platz zum Aufstellen der Kamera gefunden habe, dann lege ich zunächst die Belichtung fest. Dazu schwenke ich die Kamera einmal um den anstehenden Gesamtwinkel und achte dabei auf die Anzeige der Belichtungswaage. Schnell ist der hellste Winkel gefunden und nun folgen 2-3 Probeaufnahmen, bei denen ich das Histogramm begutachte. Ich stelle die Kamera am Tage bei eingestellten 5000K dann so ein, dass die Histogrammkurve gerade eben so rechts anschlägt. Damit habe ich meine Belichtung (fix) für alle folgenden Bilder.
Die Blende ..., hier wähle ich vorab die Blendenzahl, bei der das Objektiv seine max. Leistung in Auflösung und Kontrast erzielt. Meist ist das zwischen 4-8. Man kann sich die MTF Kurven der Objektive und Tests einiger
Internetportale dazu anschauen, die liefern die dafür nötigen Angaben.
Jetzt fehlt noch eine sinnvolle Fokusentfernung. Hier gibt es viele Möglichkeiten und auch die größte Chance, Schärfe (sprich Auflösung) zu verschenken. Ich kann an dieser Stelle vor allem die Arbeit mit der Hyperfocaldistanz und auch die Methode nach Merklinger anführen. Bei der Hyperfocaldistanz kann man sich z.B. über entsprechende Schärfentiefetabellen einen guten Überblick verschaffen, welche Fokusentfernung geeignet sein könnte, um den zu fotografierenden Bereich bei der gewählten Blende 'optimal' scharf zu bekommen (sofern denn alles scharf werden soll ....). Das ist leider ein sehr weites Thema ..., ich würde empfehlen, eigene Testreihen mit verschiedenen Blenden und Fokuseinstellungen zu machen, um ein Gefühl dafür zu bekommen. Schärfentiefetabellen kann man sich für die eigene Kamera/Objektiv Kombi z.B. hier erstellen lassen und ausdrucken =>
Depth of Field Table
Ich weiß, das klingt ernüchternd, aber da muß man nur einmal im Leben durch und wenn man das Gefühl für diese Dinge endlich hat, dann weiß man auch, dass sich die Mühe allemal gelohnt hat, man wird es den Bildern ansehen!
Das alles meint den Normalfall ohne 'Komplikationen', jetzt kann es aber gut sein, dass man an Grenzen stößt, weil man zusätzlich Belichtungsreihen, Schärfereihen usw. usf. benötigt. Auch gibt es schnell Probleme, wenn man mit Telebrennweiten fotografiert, um z.B. Gigapixelpanoramen zu erstellen oder um sehr hochauflösende Details festzuhalten. Personen und sonstige bewegliche Objekte aus dem Motiv zu verbannen, schwankende Plattformen (auf Brücken oder vom Wasser aus fotografieren) zu kompensieren usw. usf., kann problematisch sein. Auch kann es gut passieren, dass man mit den ISOs rauf muß und die Blende weiter öffnen muß, um kürzere Belichtungszeiten/Intervalle zu ermöglichen. Oder das Umgebungslicht (inkl. Farbtemperatur) schwankt, weil während der Aufnahmen Wolken durchziehen.
Aber damit würde ich mich erstmal nicht belasten, denn der Aufwand ist immens und lohnt einfach nicht, wenn man noch mit den Basics zu kämpfen hat, da käme nur Frust auf und das wäre einfach keine gute Motivation, sich da reinzubeißen ...
Achte bitte nur darauf, dass Du Dir die nötige Zeit für die Aufnahmen nimmst! Ungeduld und sich ablenken lassen wird so gut wie immer bestraft. Je mehr Zeit Du investierst, die Kamera akribisch genau auszurichten und die nötigen Einstellungen der Kamera auszuloten, desto weniger Ärger gibt es dann beim Stitchen und beim Überblenden der Bilder. Jede nachträgliche und eigentlich unnötige (da vermeidbare) Korrektur am Bildmaterial verschlechtert potentiell das Endergebnis. Natürlich kann man mit den heutigen Mitteln fast jedes krumme und schiefe Basismaterial zurechtdengeln und irgendwie hinbiegen, gerne wird dann einfach drauflos geknippst, alles in Microsoft ICE geschmissen und die Software wird es dann schon richten, die Enter Taste drücken genügt ...
Dies ist jedenfalls nicht mein Workflow, und ich weiß auch, warum ...
Edit
Eine gute Hilfe kann es sein, wenn man ein Smartphone/Tablet mit Panoramaoption hat. Dann kann man den gewünschten Bereich ratzfatz abfotografieren und sich einen ersten Eindruck verschaffen. Da sind dann zwar zig Stitchingfehler drin, aber das ist egal, es soll ja nur zur Orientierung dienen, um sich das Ergebnis besser vorstellen zu können. So kann man dann prima planen und die trial&error Zeiten etwas verkürzen ...
Und auch den ICE Editor will ich keineswegs verteufeln, er funktioniert sehr gut, das ist keine Frage. Und solange man noch mit der Hardware kämpft, muß zeitgleich nicht auch noch eine Softwarebaustelle dazu kommen, professionelle Panoramaprogramme verlangen halt einiges an Einarbeitungszeit. Bis man da beigehen mag, leistet ICE sicher sehr gute Dienste ...
Puuuh, habe fertig!
Liebe Grüße
Frank